Wer in Wien oder einer anderen großen österreichischen Stadt ein Plätzchen in einem Co-Working-Space sucht, der dürfte schnell fündig werden. Anbieter gibt es genug, Platz auch.

Wer allerdings auf dem Land so ein Plätzchen sucht, der dürfte etwas länger für seine Suche brauchen – oder gar nicht fündig werden. Denn die kleinen österreichischen Gemeinden sind bisher von den großen Co-Working-Anbietern sträflichst vernachlässigt worden.

Auf den ersten Blick wirken die Büros von Andys.cc, hier in der Lassallestraße, wie jeder andere Co-Working-Space.
Foto: Andys.cc

Das Start-up Andys.cc möchte das nun ändern. Der Plan: ein zusammenhängendes österreichweites Netz aus Co-Working-Hubs aufbauen. Wie soll das funktionieren?

"Wir gehen davon aus, dass wir zwischen 30 und 50 Standorte innerhalb der nächsten zwei Jahre errichten werden", sagt Marcus Weixelberger, Gründer und CEO von Andys.cc. Momentan unterhält das Unternehmen lediglich fünf Standorte – alle davon im Ballungszentrum Wien. Das soll sich in Zukunft aber ändern: "In Ballungszentren soll man seinen Arbeitsplatz zu Fuß in 15 bis 20 Minuten erreichen können. In den Nicht-Ballungszentren in 15 bis 20 Minuten mit dem Auto."

Ein ambitioniertes Projekt, schließlich kommt viel Arbeit auf das junge Unternehmen zu. Dabei helfen könnte allerdings die kleinere Dimension der Standorte. Flächen von 250 bis 1500 Quadratmeter sind geplant sowie ein sogenanntes Revenue-Sharing-Modell. "Der Eigentümer bekommt einen Anteil des Umsatzes, üblicherweise 50 Prozent, und das ab dem ersten Tag. Dafür berechnet er keine fixe Miete und übernimmt Teile der Kosten für das Mobiliar", erklärt Weixelberger.

Kaffeehaus-Konkurrent

Das Modell helfe Andys.cc bei der Finanzierung ihres Plans, gleichzeitig habe der Vermieter die Möglichkeit, mehr zu verdienen als vorher. "Man geht gemeinsam ins Unternehmerische."

Bisherige Co-Working-Modelle auf dem Land sind meist auf umfunktionierte Kaffeehäuser zurückzuführen, Beispiele dafür gibt es in St. Koloman im Salzburger Tennengau oder auch in Schwaz, Tirol. Das weiß auch Weixelberger: "Der Mitbewerber ist das Kaffeehaus. Und wir wissen alle, dass das nicht der ideale Ort ist, um eine Web-Konferenz zu führen. Und genau dieses Bedürfnis wollen wir erfüllen. Dafür braucht man viele Standorte und Modelle, die in Mattersburg, Eisenstadt und St. Pölten funktionieren."

Besonders kleinere Gemeinden, die seit Jahren unter der Landflucht leiden, könnten von dem Konzept profitieren. Mehr arbeitende Menschen in den Gemeindezentren würden auch mehr Kaufkraft dort bedeuten und damit die potenzielle Revitalisierung der Ortskerne.

Der Anbieter will auf die volle Ladung Digitalisierung setzen. Wer beispielsweise am Wochenende spontan einen Platz für denselben Tag im Office bucht, bekommt mit der Bestätigung sofort sämtliche Zugangscodes für die Tür, das WLAN und den Drucker auf eine spezielle App.

Die Angebote für den Endkunden unterscheiden sich dabei nicht sonderlich von der Konkurrenz. Es gibt flexible und fixe Arbeitsplätze, private Büros und Meetingräume. Für einen flexiblen Arbeitsbereich zahlt man aktuell 180 Euro monatlich (inklusive einer Stunde Meetingraum im Monat), für ein privates Büro sind es 900 Euro (zwei Arbeitsplätze vorhanden, zwei Stunden Meetingraum pro Monat pro Mitglied).

Wer soll kommen?

Aber gibt es wirklich eine Nachfrage nach einem Co-Working-Hub, der von überall in Österreich erreichbar ist? Weixelberger ist zuversichtlich: "Viele Pendler haben während Corona viel Zeit im Homeoffice verbracht. Ein nicht unwesentlicher Teil wird diesen Komfort ungern hergeben."

Zudem, glaubt er, würden mittelständische Unternehmen ihre bisher eigens angemieteten Satellitenstandorte überdenken und stattdessen Co-Working-Spaces in Betracht ziehen.

Ob der Plan am Ende für das junge Start-up auch so aufgeht, wird die Zeit zeigen. Die kommenden zwei Jahre zählen. (Thorben Pollerhof, 27.06.2021)