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John David McAfee wurde am 18. September 1945 in Clinderford, Vereinigtes Königreich, geboren und verstarb am 23. Juni in Spanien.

Foto: AP/Ng Han Guan

Am Mittwoch wurde John McAfee tot in einer Gefängniszelle in Spanien aufgefunden. Nur wenige Stunden zuvor hatte das spanische Gericht entschieden, dass der 75-Jährige an die USA ausgeliefert werden dürfe. Noch sind keine Details zur Todesursache bekannt.

Kaum ein anderer Name aus dem Silicon Valley ist so bekannt wie jener des Pioniers John McAfee. Er galt als eine treibende Kraft in der Entwicklung der heute allgegenwärtigen Antivirentechnologie. In seinem späteren Leben sorgte der britisch-amerikanische Multimillionär jedoch vermehrt mit rechtlichen Angelegenheiten für weltweite Schlagzeilen.

Der erste Virus für IBM Computer

Die Antiviren-Software McAfee ist wohl den meisten PC-Nutzern ein Begriff, selbst wenn sie heute zum ersten Mal von ihrem Erfinder John McAfee hören. In den Anfängen der Cybersecurity galt das Unternehmen McAfee als federführend, seine Antivirensoftware ist noch heute eine der meistgenutzten für Windows-PCs.

Der Erfolg ist John McAfee selber zuzuschreiben, denn 1987 entwickelte er jenen Code, der IBM-Computer vor ihrem ersten Virus schützen konnte, dem sogenannten Brain-Virus. Sein Unternehmen katapultierte er damit zur Weltberühmtheit. Lange blieb McAfee seiner Firma jedoch nicht erhalten, 1994 verkaufte der Gründer seine Anteile Berichten zufolge um 100 Millionen US-Dollar.

Kuriose Investitionen

Mit seinem Vermögen baute McAfee neun Häuser, füllte diese mit teuren Kunstwerken, Möbeln und Kuriositäten wie einem Dinosaurierschädel. Wie "ABC News" berichtet, legte er sich auch eine Flotte von Flugzeugen und Oldtimern zu. Nachdem er 1994 McAfee verlassen hatte, widmete er sich einer Reihe kurzlebiger Unternehmungen, darunter einem Instant-Messaging-Service für Windows namens Pow Wow. Außerdem errichtete er in Mexiko ein Zentrum für eine neue Sportart namens Aero-Trekking und in Colorado ein Yoga-Retreat für 200 Gäste.

Nach der Finanzkrise 2007 schrumpfte McAfees Vermögen jedoch drastisch. und er musste einige Immobilien versteigern, wie er 2009 angab. Doch einem Bericht von "ABC News" zufolge revidierte er seine Aussage später und sagte, dass er sein ganzes Vermögen gar nicht verloren und die Auktionen nur inszeniert habe, um die Medien zu täuschen. McAfee habe damit versucht, Menschen davon abzuhalten, ihn zu verklagen: "Ich hatte 200 Gerichtsverfahren in meinem Leben, weil ich John McAfee heiße", sagte er zu "ABC News".

McAfee hasste McAfee

Das Unternehmen McAfee wurde 2010 von Intel um 7,6 Milliarden US-Dollar gekauft und später zu Intel Security umbenannt. Dass das Antivirenunternehmen fortan nicht mehr seinen Namen tragen würde, bereitete McAfee besondere Freude. "Ich bin Intel unendlich dankbar dafür, dass sie mich von dieser schrecklichen Verbindung mit der schlechtesten Software der Welt befreit haben"; sagte er auf der CES 2014.

"Das sind nicht meine Worte, sondern die Worte von Millionen von wütenden Nutzern", sagte er. Im Jahr zuvor hatte McAfee bereits mit einem Video, in dem er erklärte, wie man McAfee deinstallieren könne, seinen Unmut über die Software und die zahlreichen Beschwerden, die ihn erreichen, obwohl er seit 15 Jahren nichts mehr mit McAfee zu tun hatte, kundgetan. 2016 änderte Intel den Namen wieder auf McAfee.

John Mcafee

Turbulente Zeit in Belize

2008 zog es McAfee nach Zentralamerika, und zwar in das Land Belize. Dort suchte er nach einem neuartigen Antibiotikum, das aus Dschungelpflanzen gewonnen werden sollte, berichtete "Fast Company" im Jahr 2010. McAfee behauptete, dass sein Mittel jenen Mechanismus stoppen könne, der die Kommunikation zwischen Bakterien ermöglicht.

Seine Plantage wurde jedoch 2012 von den belizischen Behörden durchsucht, und McAfee wurde der Produktion von Methamphetamin beschuldigt. Sein Pass und seine Waffen wurden beschlagnahmt, sein Hund wurde während des Vorfalls erschossen. McAfee wurde für kurze Zeit inhaftiert und daraufhin ohne Anklage entlassen. Für ihn war der Grund der Durchsuchung seine Kritik an korrupten Politikern des Landes.

Flucht

Wenig später ereignete sich der nächste filmreife Vorfall in Belize. Nachdem McAfees Nachbar Gregory Faull mit einer Schusswunde am Kopf tot aufgefunden wurde, wurde McAfee von der örtlichen Polizei als "Person von besonderem Interesse" eingestuft. Nachdem er von der belizischen Regierung verhört wurde, ergriff McAfee die Flucht in das Nachbarland Guatemala, wo er aufgrund illegalen Grenzübertritts festgenommen wurde.

Als er kurz davor stand, wieder nach Belize deportiert zu werden, erlitt McAfee Herzprobleme und brach zusammen. Wie "ABC News" berichtete, sagte McAfee später, dass er einen Herzinfarkt vorgetäuscht habe. "Sicher, ich habe es gespielt", sagte er. "Was hättest du getan?" Im Zusammenhang mit dem Tod von Faull wurde McAfee kein weiteres Mal verhaftet oder gar schuldig gesprochen.

US-Präsidentschaftswahl

Wenige Jahre später versuchte McAfee, einen Weg in die Politik zu finden, und trat sowohl 2016 als auch 2020 bei der US-Präsidentschaftswahl an. 2016 versuchte er, für die Libertarian Partei nominiert zu werden. Er versprach unter anderem, die Cybersecurity der US-Staaten zu modernisieren. McAfee schied jedoch aus. 2020 versuchte er es nochmal, diesmal wollte er jedoch der Krypto-Community dienen.

Festnahme in Spanien

Sein Engagement für Kryptowährungen sind zum Teil Grund für seinen Gefängnisaufenthalt in Katalonien. Wie Reuters berichtet, wurde er im Oktober 2020 von katalanischen Behörden festgenommen, da in den USA wegen Steuerbetrugsvorwürfen nach ihm gefahndet wurde. Der Software-Pionier habe Millionen mit der Werbung für Kryptowährungen, seiner Beratungstätigkeit, Redneraufträgen und dem Verkauf der Rechte an seiner Lebensgeschichte für einen Dokumentarfilm verdient, hieß es in der Anklageschrift. Dabei habe er versucht, mit den Methoden von Geldwäschern das Finanzamt zu umgehen.

In einer Auslieferungsanhörung behauptete der Unternehmer, dass die Vorwürfe gegen ihn politisch motiviert seien. McAfee sagte, er habe Steuern in Millionenhöhe gezahlt und sei nur aus politischen Gründen verhaftet worden, weil er es gewagt habe, die Korruption bei der Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten (IRS) anzuprangern. Außerdem habe er das traditionelle Währungssystem kritisiert und die Rolle von Zentralbanken wie der Federal Reserve bei der Steuerung der Geldmenge infrage gestellt. Das spanische Gericht sah allerdings keine Hinweise auf eine politische Verfolgung und gab dem Antrag auf Auslieferung statt.

Verschwörungstheorien

Am Mittwoch wurde McAfee nun tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof Spaniens grünes Licht für seine Auslieferung an die US-Justiz gegeben. Medienberichten zufolge ist die Todesursache noch nicht zweifelsfrei ermittelt worden.

Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung von Berichten über den Tod von John McAfee verbreiteten Q-Anon-Aktivisten bereits Verschwörungstheorien rund um die Todesursache. Dem katalanischen Justizministerium zufolge deute jedoch alles auf einen Suizid des 75-Jährigen hin.

Kritik von Snowden

Vor diesem Hintergrund forderte US-Whistleblower Edward Snowden auf Twitter, Auslieferungen von Menschen, denen kein Gewaltverbrechen vorgeworfen werde, in die USA zu stoppen. "Europa sollte diejenigen, die gewaltfreier Verbrechen beschuldigt werden, nicht an ein Gerichtssystem ausliefern, das so unfair ist, und ein Gefängnissystem, das so grausam ist, dass einheimische Angeklagte lieber sterben würden, als sich ihm zu unterwerfen." Wikileaks-Gründer Julian Assange könne der Nächste sein, so Snowden weiter. (hsu, APA, 24.6.2021)