Jährlich werden tausende Personen als vermisst gemeldet. Die allermeisten tauchen innerhalb einer Woche wieder auf. Es gibt aber auch Fälle, die seit Jahrzehnten ungelöst sind.

Foto: BMI/Bundeskriminalamt

Im vergangenen Jahr wurden in Österreich insgesamt 9.238 Vermisstenmeldungen erstattet. Das waren deutlich weniger als 2019 (11.304) und 2018 (11.119). Dennoch erscheint diese Zahl immer noch hoch. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass 5.509 als abgängig gemeldete Personen schon nach einem Tag wieder aufgetaucht sind, binnen einer Woche waren es 8.104, wie es in einer aktuellen parlamentarischen Anfragebeantwortung von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) heißt. Gestellt hat die Anfrage der FPÖ-Abgeordnete Hannes Amesbauer.

Viele minderjährige Ausreißer

Mehr als die Hälfte aller Vermisstenmeldungen betraf Minderjährige. Aus früheren Auswertungen ist bekannt, dass sich darunter viele Ausreißer aus Heimen und betreuten Wohnungen befinden. Manche dieser Jugendlichen verursachen jeweils Dutzende Abgängigkeitsanzeigen, die Rückkehrquote ist aber sehr hoch.

Vier konkrete Fahndungen

Auf den Fahndungsseiten des Bundeskriminalamts wird aktuell nach vier Minderjährigen gesucht: Die 14-jährige Vasilica-Rahela Stamate ist seit Dezember 2020 aus Linz abgängig, zuletzt dürfte sie sich in Graz aufgehalten haben. Der zehnjährige Seraphin Köberl aus Schmiedrait im Burgenland wurde im Februar 2019 als abgängig gemeldet. Seine nicht obsorgeberechtigte Mutter dürfte mit ihm untergetaucht sein. Seit November 2017 sucht die Polizei nach den syrischen Geschwistern Malak (9) und Ghazal (10) Dyab, deren Vater verdächtigt wird, die Mutter ermordet und die Kinder entführt zu haben.

Offene Fälle reichen bis 1964 zurück

Die Zahl von aktuell vermissten Personen ändert sich tagtäglich. Minister Nehammer ließ die Daten punktuell für den 29. April 2021 ausheben: An diesem Tag waren 735 Vermisste in der Fahndungsdatenbank registriert, die Hälfte davon österreichische Staatsbürger. Die Fälle reichen zurück bis ins Jahr 1964.

Vermisst und wegen zweifachen Mordverdachts gesucht wird seit 2017 Friedrich Felzmann (70) aus Stiwoll. Seine Spur verlor sich in einem Wald in der Nähe des Tatorts in der Steiermark.

Drohne sucht Vermisste in Wäldern

Auf die Suche nach abgängigen Personen in Waldstücken hat sich das Institut für Computergrafik der Johannes Kepler Universität Linz spezialisiert. Die Wissenschafter haben eine Drohne entwickelt, deren Software das Blätterdach wegrechnet sowie mittels Machine-Learning Wärmesignaturen auswerten und so Menschen erkennen kann. Der Kurs der Drohne muss dabei nicht mehr vorgegeben werden, das Gerät fliegt vielmehr autonom seine eigene Route. Die neue Methode wurde auch im Wissenschaftsjournal "Science Robotics" veröffentlicht.

Die ausgeklügelte Software ermöglicht es der Kameradrohne, durch das Blätterdach quasi hindurchzusehen.
Foto: JKU

Drohnen mit großer Reichweite und dieser Technologie könnten in Zukunft Helikoptereinsätze ergänzen oder gar ersetzen, denn die Drohnen können auch in Wetterlagen eingesetzt werden, in denen Helikopter nicht fliegen können. (Michael Simoner, 25.6.2021)