Eine Aufnahme vom Stadtpark an einem Sommertag.

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Es ist ein recht gewöhnlicher und doch außergewöhnlicher Einsatz, von dem der Falter am Mittwoch berichtete. Jemand rief die Polizei wegen einer Party im Wiener Stadtpark, so weit, so alltäglich. Nur: Dieser Jemand war Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

Also rückte man an, laut Falter bezogen die Einsatzkräfte samt Technischem Kommunikationsfahrzeug (TKF) und Bildüberwachungseinheit Stellung. Und trafen auf "Jugendliche in der Wiese gegenüber vom Kursalon Hübner, loses Zusammensitzen bzw. -stehen einzelner Jugendgruppen, es wurde Alkohol konsumiert und in vertretbarer Lautstärke Musik gespielt", wie aus dem Einsatzbericht zitiert wurde. Abgesehen von einer Amtshandlung wegen Suchtgifts habe es allerdings keine Anzeigen gegeben.

Der Einsatz wurde auf Nachfrage des STANDARD bestätigt. Zum Falter soll es von Nehammer geheißen haben, es sei ihm nicht darum gegangen, "die Jugendlichen vom Feiern abzuhalten – sondern darum, ihre Sicherheit zu gewährleisten". Denn zuletzt habe es, so Nehammer, immer wieder sexuelle Übergriffe unter Alkoholeinfluss gegeben: "Vor allem die Mädels sollen feiern und auch trinken können, ohne dass ihnen etwas zustößt."

Einzelne Delikte gestiegen

Das Innenministerium schickte dem STANDARD auf die Frage, ob es einen Anstieg an Übergriffen gab, Zahlen, laut denen sich die Anzahl der Körperverletzungen und Diebstähle seit den Lockerungen der Corona-Regeln fast verdoppelt hat. Außerdem zählte man sechs Sexualstraftaten auf, die alleine am vergangenen Wochenende an verschiedenen Orten in Wien, etwa in Gürtellokalen, im Resselpark und am Donaukanal, verübt worden seien.

Was die Anzeigen nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz angeht, sanken diese zuletzt wieder. Am Pfingstwochenende vor einem Monat feierten etwa hunderte Personen am Donaukanal und am Karlsplatz in Wien, im Grazer Stadtpark, am Bregenzer Bodenseeufer oder in Innsbruck. Von Freitag bis Montag wurden da österreichweit 772 Anzeigen und 239 Organmandate nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz sowie 13 Organmandate nach dem Epidemiegesetz verhängt.

Zwei Wochenenden später folgte dann eine Party von rund 1500 jungen Menschen vor der Wiener Karlskirche. Weil Personen laut Polizei versucht hatten, auf die Statuen vor der Kirche zu klettern, kam es nach Mitternacht zur umstrittenen Räumung des Areals. Es flogen Glasflaschen und pyrotechnische Gegenstände, die Polizei verhängte tags darauf ein kurzfristiges Platzverbot. Alleine beim Einsatz im Zuge der Räumung kam es zu vier Festnahmen und 67 Anzeigen.

Anzeigen rapide gesunken

Seit den umfangreichen Öffnungen am 10. Juni samt späterer Sperrstunde um Mitternacht, Reduzierung des Mindestabstands auf einen Meter und weiterer Lockerungen hat sich die Situation deutlich beruhigt. Am vergangenen Wochenende (18. bis 20. Juni) gab es bundesweit von Freitag bis Sonntag nur noch 101 Anzeigen nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz. Dazu kamen sechs Organmandate, wie es auf Anfrage des STANDARD aus dem Innenministerium hieß. (David Krutzler, Gabriele Scherndl, 24.6.2021)