Insgesamt haben zwölf Prozent der Studierenden mindestens eine gesundheitliche Beeinträchtigung, die ihr Studium beeinflusst.

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In der Pandemie ist die Gesundheit in den Fokus gerückt – nicht nur körperlich, auch psychisch. Besonders das psychische Wohlbefinden der Jungen hat sich verschlechtert, zeigen aktuelle Erhebungen. Doch bereits vor Corona hat sich dieser Trend abgezeichnet. Das legt auch die neue Auswertung "Zur Situation behinderter, chronisch kranker und gesundheitlich beeinträchtigter Studierender" der Studierendensozialerhebung nahe. Diese führt das Institut für Höhere Studien (IHS) regelmäßig für das Wissenschaftsministerium durch. 2019 nahmen rund 45.000 Studierende an der Online-Umfrage teil.

Seit 2015 ist der Anteil an psychischen Erkrankungen – die größte Gruppe der Beeinträchtigungen – stark gestiegen: von 3,8 auf 4,9 Prozent aller Studierenden. Insgesamt haben zwölf Prozent der Studierenden mindestens eine gesundheitliche Beeinträchtigung, die ihr Studium beeinflusst. Frauen sind öfter betroffen als Männer – oder sagen es eher.

An Kunstunis ist der Anteil an betroffenen Studierenden mit 16 Prozent überdurchschnittlich hoch. An öffentlichen Unis liegt er bei 13 Prozent, an FHs und Privatunis bei jeweils neun. Neben psychischen Erkrankungen sind Studierende etwa von chronisch-somatischen Erkrankungen, Mobilitätsbeeinträchtigungen, Teilleistungsstörungen oder Seh- bzw. Hörbeeinträchtigungen betroffen. Laut fast zwei Dritteln der Betroffenen ist die Beeinträchtigung nicht gleich erkennbar.

Weniger integriert

Das kann mitunter auch den Studienalltag beeinflussen. 60 Prozent der Befragten berichten jedenfalls von (sehr) starken Auswirkungen im Studium durch ihre Beeinträchtigung. Sie finden sich zum Beispiel weniger gut zurecht im akademischen Umfeld und haben weniger Kontakt mit anderen Studierenden. Zu den Schwierigkeiten gehören auch unvorhersehbare Unterbrechungen und langsameres Fortkommen, Anwesenheitspflichten oder keine barrierefreien Prüfungen und Lehrveranstaltungen.

Auch um Finanzielles sorgen sich Studierende mit Beeinträchtigung. Sie haben fast doppelt so häufig Finanzprobleme als jene ohne Beeinträchtigung. Auch weil sie laut der Studie im Schnitt ein geringeres Einkommen, gleichzeitig aber höhere Ausgaben haben. Etwa für Medikamente oder Therapien

Obwohl es mittlerweile an allen Unis und einigen FHs Ansprechpersonen gibt, weiß nur ein Fünftel von einem Behindertenbeauftragten. Dagegen kennen zwei Drittel die Psychologische Studierendenberatung, 16 Prozent haben sie bereits genutzt. Nicht einmal die Hälfte holt sich Hilfe bei Lehrenden, Studienkollegen oder Anlaufstellen. Viele wollen laut den Studienautoren nicht, dass zu viele Bescheid wüssten, oder glaubten nicht daran, dass Ansprechen etwas ändern würde. Dabei zeigt die Studie, dass jenen, die Probleme angesprochen haben, mehrheitlich geholfen werden konnte.

Das zu wissen könnte vielleicht schon helfen, wenn man überlegt abzubrechen. Das tun vergleichsweise viele Studierende mit Beeinträchtigung: Elf Prozent denken ernsthaft daran, das Studium aufzugeben – nur fünf Prozent jener ohne Beeinträchtigung denken so. (set, 25.6.2021)