Der Premstättner Bürgermeister Anton "Burli" Scherbinek geht in Pension. Die Gemeinde richtet ein Volksfest für ihn aus – was allerdings für einige Aufregung im Ort sorgt.

Es wird ein großer Tag für "Burli". So lässt er sich gerne rufen, der ÖVP-Bürgermeister im steirischen Premstätten. "Anton Burli Scherbinek" – so steht es auch auf einem Straßenschild, das ihm gewidmet ist. Scherbinek geht jetzt, nach 15 Jahren als Bürgermeister von Premstätten, einer Gemeinde im Grazer Speckgürtel, in Pension. Jetzt sollen die Jüngeren ran. Aber nicht, bevor man den nunmehrigen Altbürgermeister ausgiebig hochleben lässt. An diesem Samstag wird er groß abgefeiert.

Dafür, dass alles seinen würdigen Rahmen hat, habe "Burli" Scherbinek – so wirft es ihm zumindest die Opposition vor – jetzt selbst gesorgt. In einem Gemeinderatsrundbeschluss ließ er vor einigen Tagen von seiner dominierenden ÖVP-Mehrheit beschließen, dass er zum Ehrenbürger von Premstätten ernannt werden soll.

In diesem "Umlaufbeschluss 6" heißt es: "Der Gemeinderat möge beschließen, Anton Scherbinek zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Premstätten zu ernennen." Überdies möge der Gemeinderat beschließen, "dass anlässlich des Ruhestandes von Bgm. Anton Scherbinek diesem ein Abschiedsgeschenk in Form z. B. eines personalisierten Liegestuhles vom Gemeinderat geschenkt wird". Kosten: rund 1.250 Euro.

Volksfest für den Ortskaiser

Zu einem ehrenvollen Abschied gehört natürlich auch ein entsprechendes Volksfest. Die Gemeindepolitiker beschlossen, "dass anlässlich des bevorstehenden Wechsels des Bürgermeisters eine Feier vor dem Rathaus mit geladenen Gästen, Verpflegung, (...) einem aufgestellten Zelt mit Sitzplätzen, Musik etc. veranstaltet wird".

Das alles ist unterzeichnet von Bürgermeister Anton Scherbinek.

Bei dem großen Bürgermeisterfest soll unter anderem auch Scherbineks Parteifreund, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, seine Aufwartung machen.

Der zu feiernde Bürgermeister ist jetzt allerdings fuchsteufelswild. Dass ihm unterstellt werde, dass er selbst ... "Das alles ist doch ein Blödsinn und eine Schweinerei der Opposition", knurrt "Burli" Scherbinek ins Telefon. Er habe doch nur "den Deckel" des Gemeinderatsumlaufbeschlusses unterschrieben.

"Ich weiß ja gar nicht, was drinnen steht, mein Nachfolger will mich einfach überraschen. Sie wollten das geheim halten, ich habe gar nichts gewusst davon. Eine Lüge ist das und politische Schweinerei."

Er sei es jedenfalls nicht gewesen, der das Fest, das Geschenk und die Ehrenbürgerschaft beantragt habe. Es stehe da zwar seine Unterschrift darunter, aber organisiert habe es sein Vize.

Justiz ermittelt

Alles ist jedenfalls vorbereitet, nichts soll den Ehrentag trüben, wenn da nicht noch diese unangenehme Sache bei der Justiz wäre. Gegen den Bürgermeister ermittelt seit zwei Jahren die Staatsanwaltschaft. Der Bürgermeister soll als Chef einer gleichnamigen Installationsfirma Gemeindeaufträge abgewickelt haben. Und da sind noch einige andere Vorwürfe in Sachen "freihändige Vergabe" an Bekannte und Freunde. Es gilt die Unschuldsvermutung. "Das Verfahren ist nach wie vor anhängig", sagt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz.

"Anpatzen und schlechtmachen"

An all den Vorwürfen sei "absolut nix dran. Ein Racheakt eines ehemaligen Parteikollegen, nur weil er nicht Vize geworden ist." Sagt Scherbinek. Von den ihm vorgeworfenen 63 Punkten seien nur noch drei übrig, "aber auch das löst sich in Luft auf". Zu seiner Firma: "Unser Unternehmen ist 90 Jahre alt, wir haben als ortsansässige Firma immer auch für die Gemeinde gearbeitet."

"Es ist halt wie in der großen Politik in Wien. Es geht immer nur darum, wer schießt wen ab. Der erste Reiter muss fallen. Anpatzen und schlechtmachen. Das ist die Politik der Opposition. Hier wie auch in Wien", sagt der scheidende ÖVP-Bürgermeister mit FPÖ-Vergangenheit.

Er werde sich sein Ehrenfest aber nicht vermiesen lassen. Er habe so viel erreicht in dieser Gemeinde, die zu den reichsten Österreichs zählt. "Ich war ein stolzer Bürgermeister", sagt Scherbinek. (Walter Müller, 26.6.2021)