Foto: Veronika Huber

PRO: Schluss mit der Maskerade

von Markus Rohrhofer

Zum Vatertag gab es eine "Maskenhaltestelle". Vom Nachwuchs selbstgebastelt im Hort des Vertrauens. Mit Liebe gemacht, um das Kapperl fürs Papperl nach dem intensiven Einsatz schweißnass zum Trocknen aufhängen zu können.

Doch eigentlich wäre es längst höchst an der Zeit, die Masken endgültig an den Haken zu hängen. Mit der aktuellen epidemiologischen Lage lässt sich nämlich ein Festhalten an der Maskenpflicht nicht mehr rechtfertigen. Unbestritten hat die Maske, ob als buntes Stofffetzerl oder in der FFP2-Sicherheitsvariante, in der viralen Hochzeit wertvolle Dienste geleistet. Doch jeder temporären Schutzmaßnahme wohnt der Zauber inne, dass ihr Einsatz eben zeitlich begrenzt ist und nicht in einem schleichenden Prozess über einen Gewöhnungseffekt zum Dauerzustand werden darf. Und ganz klar: Das Ende einer Covid-Schutzmaßnahme muss nicht die virale Null sein. Das Ende ist gekommen, wenn es aufgrund der extrem niedrigen Fallzahlen klar vertretbar ist.

Auch wenn das Impftempo deutlich erhöht werden muss, ist das Jaukerl der große Trumpf in unserer Hand. Angesichts dieser Tatsache jetzt den herbstlichen Covid-Horror heraufzubeschwören entbehrt jeder Grundlage. Und rein prophylaktisch an der Maskenpflicht in den Öffis und im Handel festzuhalten wirkt wie eine fragwürdige Panikpolitik und wird der Bevölkerung wohl schwer zu verkaufen sein.(Markus Rohrhofer, 26.6.2021)

KONTRA: Mehr Nutzen als Schaden

von Gerald John

Draußen regnet’s, drinnen stinkt’s, und i steh in der Mitt’n": Was Wolfgang Ambros vor 46 Jahren im Gassenhauer Zwickt’s mi beklagte, ist – sofern man den ersten Satz durch "Draußen is haaß" ersetzt – aktueller denn je. Wer sich dieser Tage in Bim, Bus oder U-Bahn zwängt, muss sich auch noch eine Schutzmaske ins schweißnasse Gesicht pappen.

Das ist eine Zumutung – und dennoch eine gute Idee. Trotz niedriger Infektionszahlen ist die Lage zu unsicher, um alle Achtsamkeit fahren zu lassen. Zwar besteht kein Grund, bereits einen herbstlichen Lockdown an die Wand zu malen, zumal die Impfkampagne im Vergleich zum Vorjahr ein entscheidendes Atout ist. Doch wie schnell die aggressivere Delta-Variante trotz steigender Immunisierung beunruhigend um sich greifen kann, lässt sich in Großbritannien beobachten.

Die Maske ist ein gelindes Mittel, dessen Nutzen den Schaden weit übersteigt. Der Mund-Nasen-Schutz kann Mitmenschen, von denen viele noch nicht (vollständig) geimpft sind, vor Ansteckung bewahren, die FFP2-Maske auch noch einen selbst. Ohnehin gilt die Pflicht nur mehr in Öffis und Supermärkten, wo sie keinen wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Niemand verzichtet deswegen auf den Wochenendeinkauf.

Überdies dient der Stofffetzen als kollektive Gedächtnisstütze, ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Denn: Die Pandemie ist noch nicht vorbei.(Gerald John, 26.6.2021)