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Grob geschätzt ist derzeit die Hälfte aller Österreicher und Österreicherinnen entweder knapp vor der ersten Impfung oder erwartet den zweiten Stich. Ist es dann so weit, beschäftigt viele die Frage: Werde ich Nebenwirkungen haben? Und, wenn ja, soll ich Medikamente nehmen? Und welche? Denn immer wieder hört man von Wechselwirkungen, die den Erfolg der Immunisierung herabsetzen. DER STANDARD hat bei Markus Zeitlinger, Internist und klinischer Pharmakologe an der Med-Uni Wien, nachgefragt.

"Prinzipiell muss man unterscheiden zwischen jenen Medikamenten, die tatsächlich die Bildung von Antikörpern beeinträchtigen, und jenen, die das möglicherweise tun", erklärt der Pharmakologe. Erstere sind etwa Immunsuppressiva, also Medikamente, die die körpereigene Abwehr herunterregulieren. Sie schwächen tatsächlich die Wirkung der Impfung zum Teil massiv ab. Menschen mit Herz- oder Nierentransplantation etwa oder jene, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, sind davon betroffen, ebenso Menschen mit diversen Autoimmunerkrankungen, die mit Cortisontherapien behandelt werden.

Diese Personen werden natürlich trotzdem geimpft und sogar bevorzugt, gehören sie doch zur Risikogruppe. "Der Großteil der Betroffenen reagiert auf die Impfung, aber eben deutlich schlechter. Man weiß immer noch nicht ganz genau, warum das so ist. Aber wir wissen, dass eine dritte Impfung den Antikörperspiegel deutlich hebt." Aktuell laufen mehrere Studien dazu, unter anderem auch eine am Wiener AKH. Untersucht wird da ebenso, wie sich eine dritte Impfung mit einem anderen Vakzin auswirkt, etwa nach zweimal Biontech/Pfizer ein Stich mit Astra Zeneca. Denn bereits vorliegende Studien legen nahe, dass das eine gute Möglichkeit zur Boosterung für betroffene Patienten und Patientinnen ist.

Medikamente gegen Impfnebenwirkungen

Anders sieht es aus bei Medikamenten, die gesunde Menschen einnehmen, um die Impfnebenwirkungen zu unterdrücken, die also gegen Schmerzen wirken und Entzündungen hemmen, weiß Zeitlinger: "Medikamente, die kurzzeitig Entzündungsreaktionen dämpfen, sollte man knapp vor und bis zu acht Stunden nach der Impfung nicht einnehmen. Denn es kann passieren, dass sich dadurch weniger Antikörper entwickeln." Das hat man bei jenen Wirkstoffen beobachtet, die in erster Linie Entzündungen unterdrücken, wie auch bei Paracetamol, einem Wirkstoff der schmerzstillend und fiebersenkend ist.

Was das bedeutet, weiß man aber nicht genau. Zeitlinger: "Die reduzierten Antikörper sind messbar, das heißt aber nicht, dass es klinisch relevant ist. Es gibt da noch keine Untersuchungen zur Covid-19-Impfung." Er empfiehlt aber auf jeden Fall, nicht prophylaktisch etwas einzunehmen und auch zumindest die acht Stunden nach dem Stich abzuwarten. Ohnehin bringt das vorbeugende Medikament wenig, treten Nebenwirkungen im Normalfall doch erst mehrere oder sogar bis zu 24 Stunden nach der Impfung auf. Da kann man die empfohlene Zeitspanne ruhig abwarten.

Bei allen anderen Medikamenten, die man gegen diverse leichte Erkrankungen einnimmt, gibt Zeitlinger übrigens Entwarnung: "Die sind kein Problem. Auch Dauermedikation, wie etwa blutverdünnende Mittel, muss man nicht absetzen. Ich rate aber allen Betroffenen, das vorab mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu besprechen." (Pia Kruckenhauser, 25.6.2021)