Algorithmen haben sich beim Suchen und Finden im Jobmarkt schon durchgesetzt. Oft sind die Torwächter für den Eintritt in einen Bewerbungsprozess nur mehr digital. Ist eine App für alle Mitarbeitenden – vor allem für jene, die keinen PC-Arbeitsplatz haben, oder für alle, die an verschiedenen Arbeitsorten werken – also auch die neue Ultima Ratio für zufriedene, motivierte Belegschaften? Immerhin: Transparenz und umfassende Information plus die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen, sind wesentliche Faktoren der Attraktivität eines Arbeitgebers. Und diese rückt jetzt, wo rundum wieder verstärkt Personal gesucht wird, auch wieder in den Fokus der Personalverantwortlichen.

Wieder ein Personal-Treff "in echt" in Laxenburg: Paul Janacek (Post), Moderatorin Karin Bauer (STANDARD), Lilian Teuffenbach (Magenta) und Wolfgang Stockner (Softwareentwicklung Bluesource).
Foto: Nicole Heidegger

Digitale Lösungen sind zwar ein heißes Thema, sowohl zur Mitarbeiterbindung als auch für den Auftritt am Markt der Kandidatinnen und Kandidaten. Zudem versprechen sie optimierte Prozesse und damit Kosteneffizienz. Aber: Ganz so easy ist es nicht. Mit einer App ist es nicht getan, sind sich Expertinnen und Experten in dieser Woche beim "HR Inside Summit" im Wiener Kongresszentrum Laxenburg einig. Dazu sind die Ansprüche der Arbeitnehmer und die Herausforderungen für die "next organization" zu komplex. Und: Menschen wollen und brauchen echte Menschen.

Attraktive Arbeitgeber

Wolfgang Stockner, CEO des Hagenberger Softwareentwicklers Bluesource, verkauft derzeit sehr erfolgreich Mitarbeiter-Apps, allerdings setzt er in seiner Firma mit 60 Mitarbeitenden (mit einem für die Branche mit 25 Prozent hohen Frauenanteil) stark auf "echt", wenn es um seine Attraktivität als Arbeitgeber geht. Etwa mit dem Family Day, bei dem die Firmenpforten für Verwandte, Partner, Bekannte geöffnet werden. Stockner: "Das erfüllt mit Stolz. Mit einer App lässt sich viel machen, das ist auch kosteneffizient und hat im Corona-Jahr einen Schub erlebt. Gerade in kleineren Firmen wie bei uns ist das Miteinander mit vielen Events ein zentraler Faktor."

Wie sehr die verschiedenen Unternehmensbereiche und -ziele miteinander verknüpft sind, zeigt Paul Janacek, Flottenmanager der Post AG: Der Herr über 10.000 Fahrzeuge (davon aktuell 2100 E-Mobile) hat das Nachhaltigkeitsziel, bis 2030 emissionsfrei zuzustellen. Das wiederum sei ein wesentlicher Faktor der Post als attraktiver Arbeitgeber, das eigene dieselbetriebene Dienstauto sei ja nicht mehr das Statussymbol Nummer eins für Junge. Kunden verlangen ebenso einen Nachweis in Sachen Nachhaltigkeit wie Investoren der börsennotierten Post, berichtet er. Und ist das nicht mit wesentlich höheren Kosten verbunden? "Nein", sagt Janacek, "ganz im Gegenteil." Mit weniger Verschleißteilen und schonenderem Betrieb bei rund 200 Starts und Stopps pro Fahrzeug pro Tag sei die Umstellung auf emissionsfreie Zustellung sogar ein Kostenvorteil. Dass dahinter viel digital steckt – eh klar.

Glaubwürdigkeit ist Devise

Lilian Teuffenbach, HR-Expertin bei Magenta und damit im Team des Konzerns für Personal, Kulturwandel und Transformation, benennt ein "Top-down"-Commitment der Führung als zentral für die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber. In Employer-Branding nicht zu investieren sei jedenfalls teuer, sagt sie und bezieht sich dabei auf Kosten im Recruiting und in der Fluktuation. "Eine klare, mutige Strategie dekliniert in alle Bereiche", nennt Paul Janacek als Zauberformel für nachhaltiges Employer-Branding und mahnt eindringlich – wie auch Wolfgang Stockner: Schwindeln rächt sich.

Was ist kleineren Unternehmen mit Personalmangel – aktuell sind etwa auch Bäcker im Gespräch – zu raten? Auf den guten Ruf zu achten sei oberste Prämisse – und bei all der Social-Media-Transparenz sei da Glaubwürdigkeit die Devise.

"Vielleicht ist es besser, wenn manche Unternehmen nicht herzeigen, wie es intern wirklich ist", raunt es im rund 100-köpfigen Publikum. Also nimmt alles doch wieder in der Führung seinen Beginn: Investitionen in Employer-Branding zahlen sich aus, sparen nicht nur anderswo Kosten, sondern sind sogar Dreh- und Angelpunkt der Zukunftsfähigkeit, kommt das Podium zum Schluss. Eine gute Nachricht für alle Berater in diesem Feld, die beim HR Inside Summit nach eineinhalb Jahren wieder "analog" auf Personalprofis zugehen konnten. (kbau, 28.6.2021)