Ein Pappschild sorgte für eine Massenkarambolage im Peloton.

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Der Deutsche Tony Martin kam gezeichnet ins Ziel.

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Getrübter Traumstart für Frankreich durch Julian Alaphilippe.

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Der französische Radstar Julian Alaphilippe hat Frankreich in den Hügeln der Bretagne mit dem ersten Etappensieg und dem Gelben Trikot einen Traumstart in die 108. Tour de France beschert. Ein lebensgefährlicher Fan-Gruß an die Großeltern löste hingegen einen folgenschweren Massensturz mit dem Deutschen Tony Martin in der Hauptrolle aus. Beim spektakulären Auftakt haben die ersehnte Rückkehr der Fanmassen und ein weiterer folgenschwerer Crash mit Chris Froome als Hauptopfer für großes Chaos gesorgt.

Weltmeister Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step) setzte sich nach 197,8 km zwischen Brest und Landerneau mit acht Sekunden Vorsprung auf den Australier Michael Matthews (BikeExchange) und den Vorjahreszweiten Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) durch. Der 29-jährige Alaphilippe, der im langgezogenen Anstieg zum Ziel angegriffen hatte, eroberte damit wie im Vorjahr in Nizza am Auftaktwochenende das Maillot jaune – damals hatte er die zweite Etappe gewonnen. Michael Gogl klassierte sich zum Auftakt als bester Österreicher mit einem Rückstand von 1:49 Minuten auf Rang 39, Lukas Pöstlberger kam als 85. (+4:10 Minuten) ins Ziel.

Brutale Stürze und Schutzengel

Kurz aber heftig war auch die meistdiskutierte Szene am Samstag: Rund 45 Kilometer vor dem Ziel war ein weiblicher Fan mit dem Rücken zum heranrasenden Feld auf die Straße getreten und hatte ein Schild mit der Aufschrift "Allez Omi/Opi" in die Motorrad-Kamera gehalten. Martin an der Spitze des Peloton knallte aus voller Fahrt in das Plakat, was einen Massensturz von einem guten Drittel aller Fahrer auslöste.

Die Frau blieb offenbar unverletzt, andere erwischte es schlimmer. Zahlreiche Fahrer erlitten Blessuren. Martin fuhr kopfschüttelnd mit blutenden Wunden dem Feld hinterher, der 36 Jahre alte Edelhelfer von Mitfavorit Roglic hatte dabei sogar noch Glück: Als er mit dem Kopf auf den Asphalt knallte und ihn danach andere Fahrer erwischten, rettete Martin sein Helm.

"Das war ein sehr unglücklicher Sturz, zum Glück ist unseren Fahrern nichts Dramatisches passiert", sagte Bora-hansgrohes Sportlicher Leiter Enrico Poitschke, aus dessen Rennstall unter anderem Nils Politt in den Crash involviert war.

Zweiter Schrecksmoment

Ein weiterer übler Massencrash keine zehn Kilometer vor dem Ziel sprengte das Peloton dann endgültig. Bei rasender Fahrt war im Vorderfeld ein Fahrer zu Fall gekommen und hatte erneut eine Kettenreaktion ausgelöst. Zahlreiche Profis flogen spektakulär ab, der viermalige Tour-Sieger Froome, der nach einem fürchterlichen Unfall 2019 sein Comeback bei der Großen Schleife feierte, wurde unter großen Schmerzen behandelt. Erwischt hatte es auch die Österreicher Lukas Pöstlberger und Patrick Konrad aus dem Bora-Team, die Abschürfungen und Prellungen erlitten.

Bora hatte die Geschichte des Rennens über die wie in Vor-Corona-Zeiten von Fan-Heerscharen gesäumten bretonischen Straßen lange maßgeblich mitgeschrieben. Der niederländische Youngster Ide Schelling, der den zuletzt gesundheitlich angeschlagenen Vorjahres-Etappensieger Lennard Kämna ersetzt hatte, war früh mit fünf weiteren Fahrern ausgerissen und hatte sich rund 60 km vor dem Ziel alleine davon gemacht.

Der 23-Jährige, der bei den Frühjahrsrennen bereits einen exzellenten Eindruck hinterlassen hatte, fuhr rund drei Minuten Vorsprung heraus und sammelte fleißig Bergpunkte. Schelling geriet zwar ebenfalls an einen durchgeknallten Fan, der ihm mit einem Nebelhorn ins Ohr trötete, und wurde 25 km vor dem Ziel gestellt – als erster Träger des Bergtrikots sorgte er dennoch für einen starken Bora-Auftakt. (sid, red, 26.6.2021)

Ergebnisse der Tour de France der Radsportler vom Samstag:

1. Etappe (Brest – Landerneau/197,8 km):

1. Julian Alaphilippe (FRA) Deceuninck – Quick-Step 4:39:05 Stunden
2. Michael Matthews (AUS) BikeExchange +0:08 Min.
3. Primoz Roglic (SLO) Jumbo
4. Jack Haig (AUS) Bahrain
5. Wilco Kelderman (NED) BORA
6. Tadej Pogacar (SLO) Emirates alle gleiche Zeit.

Weiter:
39. Michael Gogl (AUT) Qhubeka +1:49
85. Lukas Pöstlberger (AUT) BORA +4:10
151. Patrick Konrad (AUT) BORA +8:49
166. Marco Haller (AUT) Bahrain +11:21