Schülerinnen protestieren in "Die Meute" gegen sexuelle Übergriffe.

Foto: Fabula

"Wie vielen Männern wurde das Leben versaut durch falsche Anschuldigungen." Blancas Vater will seiner Tochter nicht glauben. Blanca (Antonia Giesen) ist eine von mehreren Schülerinnen, die ihrem Schauspiellehrer Ossandón (Marcelo Alonso) sexuellen Missbrauch vorwerfen. Und die sich lautstark gegen ihn zur Wehr setzen und seinen Rauswurf fordern.

Nur: Geglaubt wird ihnen nicht. Beweise gibt es nicht, es steht also Aussage gegen Aussage. Die Direktion des privaten Gymnasiums in Santiago de Chile mauert, die Eltern wollen keine Schwierigkeiten. Und die Mitschüler fürchten vor allem um ihren Ruf als harte Jungs, von feministischen Forderungen halten diese Söhne eines patriarchalen Systems nichts.

Es ist eine toxische Geschichte, die sich in der achtteiligen chilenischen Serie Die Meute (zu sehen bis 24. Juli in der Arte-Mediathek) auftut. Blanca verschwindet spurlos, die Kommissarinnen Olivia Fernández, Carla Farías und Elisa Murillo tun alles, um sie zu finden. Und geraten dabei bald selbst in Gefahr. Sie tauchen ein in eine abartige Geschichte mit Wolfstätowierungen als Machtsymbol, Manipulationen und Intrigen, in der Männer ihren Hass völlig ungeniert ausleben und Frauen, die sich gegen Machismen und veraltete Rollenbilder wehren, gnadenlos vernichtet werden.

In ruhigen, oft sehr dunklen Bildern erzählen die Produzentenbrüder Juan de Dios und Pablo Larraín und Regisseurin Lucía Puenzo von anonymen Männergruppen im Internet, die dieses perfide Spiel der Wölfe perfekt beherrschen. Und von einer Welt, die für viele Frauen nach wie vor traurige Realität ist. (Astrid Ebenführer, 28.6.2021)