"Herr Thür, das habe ich vor": Pamela Rendi-Wagner zur SPÖ-Führung im nächsten Nationalratswahlkampf.

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Was nimmt man mit in die "ZiB 2" zu Martin Thür als SPÖ-Vorsitzende, am Tag nach dem schlechtesten Wahlergebnis seit gut fünf Jahrzehnten? "Should I Stay or Should I Go", den über viele Junge Generationen abgenutzten Soundtrack einer, sagen wir, ziemlich schwierigen Beziehung?

"Ich bin Naturwissenschafterin, ich will nicht mutmaßen", sagt Pamela Rendi-Wagner über 25 Prozent Streichungen und bringt ein paar Erinnerungen mit, die etwas länger zurückliegen. An eine Zeit, in der es im ORF noch alte Freundschaft gab und weit weniger harte Gegner in der Politik und einen anderen SPÖ-Vorsitzenden, der seine Pfiffe beim 1. Mai erst vor sich hatte.

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51,4 Prozent für Wrabetz

Für Rendi-Wagner stimmten – ohne Gegenkandidaten – am Samstag 75 Prozent der Delegierten zum SPÖ-Parteitag. Aber ein gewisser Alexander Wrabetz, sagt sie Martin Thür, "Ihr Generaldirektor, hatte nur eine Stimme Überhang" bei seiner dritten Bestellung zum ORF-Chef 2016, vor allem dank der Sozialdemokraten. Soll heißen: Das waren nur 51,4 Prozent. "Wäre er ein besserer Generaldirektor, wenn er mehr Stimmen gehabt hätte? Er wäre der gleiche Generaldirektor." Der sich nun sehr darum bemüht, von einer inzwischen türkisen Mehrheit im ORF-Stiftungsrat am 10. August noch ein viertes Mal wiederbestellt zu werden.

99 Prozent für Mitterlehner

Die SPÖ-Vorsitzende erinnert an 99 Prozent der ÖVP-Delegiertenstimmen 2014 für Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Chef. 2017 machte er, von der Demontage (und dem Bild der "ZiB 2" darüber) getroffen, Platz für die Vollendung des türkisen "Projekts Ballhausplatz" von Sebastian Kurz und den Seinen. Dagegen müssen 75 Prozent Zustimmung in der SPÖ geradezu beruhigend wirken.

Pamela Rendi-Wagner könnte sich natürlich über die 25 Prozent Streichungen "ärgern – oder ich freue mich über 75 Prozent Zustimmung". Die und das persönliche Feedback auf dem Parteitag "gibt mir Kraft".

Die Kraft der Vorstellung geht bis zur nächsten Nationalratswahl, regulär 2024. Wird sie die SPÖ als Parteivorsitzende in diese Wahl führen? "Herr Thür, das habe ich vor." Fix? "Garantieren kann niemand was. Ich kann sagen, was ich vorhabe." Sie hat jedenfalls schon einiges hinter sich, nach Stimmen beim Parteitag immerhin noch den größeren Teil der SPÖ.

Das SPÖ-Streichorchester in der "ZiB 2"

Und warum beschäftigt sich die SPÖ so gerne mit sich selbst? "Da muss man die fragen, die sich mit sich selbst beschäftigen. Da müssen Sie die 25 Prozent einladen, die gestern dieses Ergebnis geliefert haben."

Eine "ZiB 2" mit dem SPÖ-Streichorchester wäre ein originelles Format, vielleicht mit "Should I ...". Damit könnte man im Jahr 2021 womöglich ORF-General werden. Oder zumindest ORF-Infodirektor. (Harald Fidler, 27.6.2021)