Erst im Jänner diesen Jahres sperrte Twitter vorübergehend das Nutzerkonto der chinesischen Botschaft in den USA wegen eines Beitrags zum Umgang mit Uiguren.

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Youtube soll mehrere Videos einer Menschenrechtsorganisation entfernt haben, die versuchte, Menschenrechtsverletzungen gegen die Minderheit der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang zu dokumentieren. Als Grund dafür wurde ein Verstoß gegen die eigenen Richtlinien genannt, berichtet Reuters. Einige Videos sind weiterhin nicht aufrufbar.

Bereits am 15. Juni berichtete Atajurt Kazakh Human Rights, dass der eigene Kanal komplett deaktiviert worden sei, weil Videos zu sehen waren, in denen Menschen ihre Ausweise zeigten, um ihre Verwandtschaft mit vermissten Anwohnern zu beweisen. Das verstieß offenbar gegen Youtubes Regel, keine persönlichen Informationen preiszugeben, und die Videos wurden entfernt. Drei Tage später war der Kanal laut der Nachrichtenagentur wieder aufzufinden.

Unkenntlich machen

Offenbar wurden die Aktivisten allerdings aufgefordert, die Ausweise aus den entsprechenden Beiträgen herauszuschneiden oder zu verbergen – was der Administrator ablehnte, weil er eine Beschädigung seiner Glaubwürdigkeit befürchtete. Für seine Arbeit wurde Atajurt Kazakh bereits von Human Rights Watch gelobt. Laut dem "MIT Technology Review" postet die Organisation Aussagen von Familienmitgliedern von Menschen, die in Internierungslagern der chinesischen Regierung in Xinjiang festgehalten werden.

Die meisten betroffenen Videos sind nach Einsprüchen wieder aufrufbar, berichtet "The Verge". Einige sollen allerdings weiterhin offline sein. Ein Backup findet sich laut Reuters allerdings auf der Videoplattform Odysee.

Google-Statement

Gegenüber dem "MIT Technology Report" sagte Google diesbezüglich, dass es "verantwortungsvolle Bemühungen um die Dokumentation wichtiger Menschenrechtsfälle auf der ganzen Welt" begrüße. Youtube habe aber strenge Richtlinien, die Belästigung und auch Doxing verbieten würden. Deshalb sei es unzulässig, persönliche Informationen zu veröffentlichen.

In einem Bericht vom 10. Juni stellte Amnesty International fest, dass die chinesische Regierung Uiguren und Kasachen in Xinjiang systematisch verfolge. Mindestens eine Millionen Uiguren sollen laut einer Schätzung der Vereinten Nationen in Internierungslagern festgehalten werden. China bestreitet dies.

Erst im Jänner diesen Jahres sperrte Twitter vorübergehend das Nutzerkonto der chinesischen Botschaft in den USA wegen eines Beitrags zum Umgang mit Uiguren. Darin schrieb die Botschaft, dass uigurische Frauen keine "Fortpflanzungsmaschinen" mehr seien, seitdem die Regierung gegen "Extremismus" vorgehe. Kritiker führten an, dass China Frauen der ethnischen Minderheit zwangssterilisiere. Nur einen Monat zuvor, im Dezember 2020, geriet zudem der Smartphone-Hersteller Huawei in Kritik. Er soll eine Art "Uiguren-Alarm" getestet haben. (mick, 28.6.2021)