Sechs Monate ist es bereits her, dass die ersten Menschen in Österreich ihre Corona-Schutzimpfung erhalten haben. Der Medienwirbel war enorm, als die ersten älteren Menschen sowie medizinisches Personal zum Zug kamen.

Anstellen in der Schlange vor dem Austria Center. Erstmals wurden hier 18- bis 30-Jährige mit Johnson & Johnson geimpft.
Foto: STANDARD/Hendrich

Da neben der beruflichen Zuordnung auch nach Altersgruppen vorgegangen wird, herrscht bei den Jüngeren ein halbes Jahr später bei der Durchimpfungsrate noch Nachholbedarf: Österreichweit haben knapp 15 Prozent der unter 25-Jährigen einen Erststich erhalten, vollimmunisiert sind nur rund fünf Prozent. Bei den 25- bis 34-Jährigen erhielten rund 44 Prozent einen ersten Stich, knapp 20 Prozent gelten als vollimmunisiert.

Die Möglichkeit einer Impfung mittels Einmalstich gibt es seit Montag in Wien. 18- bis 30-Jährige können sich zur Impfung mit Johnson & Johnson anmelden. 35.000 Termine wurden vergangene Woche freigeschaltet. Hier ist nur eine Impfung für eine Immunisierung notwendig. Adressiert werden etwa Studierende, die den Sommer außerhalb der Bundeshauptstadt verbringen.

Große Gruppe der 31- bis 39-Jährigen

Freigeschaltet sind in Wien auch bereits 20.000 Termine für die allgemeine Gruppe der 31- bis 39-Jährigen. Die ersten Interessierten werden ebenfalls seit Montag geimpft. Das erste Sonderkontingent für diese Altersgruppe ist dabei noch gar nicht vergeben: Von den ersten 20.000 Terminen wurden von Freitag bis Montagmittag rund 16.900 gebucht, 3100 Slots waren nach Auskunft aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) noch verfügbar. Der Ansturm fiel damit weit geringer aus als erwartet: Immerhin fallen knapp 309.000 Wienerinnen und Wiener in diese Alterskategorie.

Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren können sich nach Bedarf gemeinsam mit ihren Eltern impfen lassen.

Vier junge Menschen über ihre Motivation, sich impfen zu lassen:

Foto: STANDARD/Hendrich

Jack (19) jobbt im Sommer in Italien

Jack freut sich, dass er jetzt "endlich" dran ist und eine Impfung gegen Corona erhält. Nicht so sehr, weil er sich vor einer Infektion fürchte, sondern, weil er seinen Beitrag zur Erreichung der Herdenimmunität leisten will. Wobei ihm die Delta-Variante schon Kopfzerbrechen bereite und er froh ist, nun bald eine volle Immunisierung zu haben. Der 19-Jährige studiert Politikwissenschaft und wird den Sommer in Italien verbringen, wo er als Segellehrer arbeitet. Jack lässt sich auch deshalb impfen, um seine Mutter zu schützen, wie er selbst sagt. Seine Mutter sei nicht geimpft, aber nicht weil sie nicht könne, sondern weil sie nicht wolle. "Sie rennt auf Corona-Demos", sagt er leicht genervt. Auch seine Großmutter habe sich noch nicht impfen lassen. Er kenne überhaupt viele, die der Impfung skeptisch gegenüberstehen. Die Pandemie habe viele in einen Zustand der Hoffnungslosigkeit versetzt, glaubt er. Da sein man dann für Verschwörungstheorien leicht empfänglich. Praktisch findet er, dass er sich nun bald das viele Testen sparen könne. Gerade wenn man vorhabe, ins Ausland zu verreisen, sei das mit einer Impfung viel unkomplizierter.

Foto: STANDARD/Hendrich

Nadja (19) ist gerade mit der Schule fertig

Gerade die Matura hinter sich gebracht, blickt Nadja nun neuerlich Monaten des Lernens entgegen. Ab Herbst möchte die 19-Jährige Psychologie an der Universität Wien studieren. Die Aufnahmeprüfung findet Ende August statt. Darauf muss sie sich vorbereiten. Auch wenn keine Auslandsreise geplant ist – dass sie sich jetzt impfen lassen kann, freut Nadja. Sie hat über Instagram erfahren, dass nun Anmeldungen in ihrer Altersklasse möglich sind. Sie habe nicht gezögert. Welchen Impfstoff sie erhält, ist für sie zweitrangig. Sie habe den ersten Termin genommen, der sich für sie angeboten habe. Einige Freunde und Bekannte in ihrem Alterskreis seien bereits geimpft worden – weil sie beim Bundesheer sind oder gerade ihren Zivildienst absolvieren. Sie ist erleichtert, nun mit ihnen gleichziehen zu können.

Foto: STANDARD/Hendrich

Christian (28) hat Familie in Frankreich

Er habe durch Mundpropaganda von der Möglichkeit erfahren, sich im Austria Center in Wien nun mit Johnson & Johnson impfen lassen zu können, sagt Christian. Der 28-Jährige studiert Politikwissenschaft und kommt aus Deutschland. Im Sommer habe er vor, viel zu verreisen. In Deutschland, aber auch in Frankreich will Christian seine Familie besuchen. Er hätte jeden Impfstoff genommen. Dass er jetzt zu Semesterende die Impfung noch erledigen könne, komme ihm aber entgegen. Der Einmalstich ist für ihn insofern praktisch, als er in den Sommermonaten nicht in Wien sein wird. In Deutschland seien die Chancen für die Jungen, an Termine für Impfungen zu kommen, weitaus schlechter, sagt er. Deshalb habe er von Beginn an auf die Chance gehofft, sich hier in Österreich impfen lassen zu können. Eine offizielle Einladung einer Behörde, sich nun anmelden zu können, habe er nicht erhalten. Nachdem Freunde von ihm davon gesprochen und sich bereits angemeldet hatten, habe er sich darum gekümmert, einen Termin zu erhalten.

Foto: STANDARD/Hendrich

Helena (18) will im August verreisen

Sie sei "schon ungeduldig" gewesen. Denn: "Viele um mich herum wurden bereits geimpft", sagt Helena. Die 18-Jährige habe die Berichterstattung in den Medien genau verfolgt und sei erleichtert gewesen, als sie gehört habe, dass sie sich nun anmelden könne. Zum Termin ist sie extra früh dran, die Vorfreude ist groß. Die Studentin der Kunststofftechnik kennt viele, die im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung arbeiten, sie seien alle bereits vor Wochen oder Monaten geimpft worden. Helena lebt zu Studienzwecken in Leoben, sie studiert an der dortigen Montanuni. In der Steiermark habe sie sich aber erst gar nicht registrieren lassen, weil sie nach wie vor ihren Hauptwohnsitz in Wien hat. Eine Reise sei möglicherweise für August geplant. Dass sie bis dahin bereits die volle Immunisierung hat, freut Helena besonders. Dann lasse es sich in Italien noch unbeschwerter urlauben, und man spare sich auch die "Testerei". (David Krutzler, Rosa Winkler-Hermaden, 29.6.2021)