Durchsuchungen nach Berichten über den russischen Innenminister Wladimir Kolokolzew.

Foto: epa, ALEXEI DRUZHININ / SPUTNIK / KREMLIN POOL

Moskau – In Russland hat die Polizei die Wohnungen mehrerer Journalisten durchsucht. Betroffen ist unter anderem der Chefredakteur des unabhängigen Internet-Portals Projekt, Roman Badanin, wie die Redaktion am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram mitteilte. Vize-Chefredakteur Michail Rubin sei festgenommen worden. Zwischenzeitlich konnte die Website von Projekt nicht aufgerufen werden.

Der Redaktion zufolge standen die Durchsuchungen offiziell im Zusammenhang mit einem Strafverfahren, das wegen einer kritischen Recherche der Journalisten über einen Geschäftsmann aus St. Petersburg im Jahr 2017 eröffnet worden war. Einige Medien hingegen vermuten einen Zusammenhang mit einem am Dienstag veröffentlichten Enthüllungsvideo über den russischen Innenminister Wladimir Kolokolzew.

Eine Projekt-Reporterin beschuldigt Kolokolzew darin der Günstlingswirtschaft und Verbindungen zu Verbrechern. Wenige Stunden nach Veröffentlichung wurde der Zwölf-Minuten-Film bereits mehr als 116.000 Mal aufgerufen.

Zunehmender Druck

Kremlkritische Medien in Russland beklagen immer wieder zunehmenden Druck. Zuletzt stuften die Behörden etwa das regierungskritische Portal Meduza als "ausländischen Agenten" ein. Meduza beklagte, damit seien auf einen Schlag wichtige Werbepartner weggebrochen. Das Medium mit Sitz in Lettland musste Redaktionsräume schließen und die Gehälter der Mitarbeiter drastisch reduzieren. (APA, 29.6.2021)