Mitte, Ende Mai ist auf den Campingplätzen im Burgenland noch nicht viel los. Obwohl, ganz stimmt das so nicht, es sind halt keine Urlauber da – welch Wunder, die Wasssertemperatur in den Seen an den Campingplätz in Hannersdorf und Rauchwart taugt eher Lachsen als Laxen. Gearbeitet wird allerdings schon fleißig.

Näher am Wasser

In Rauchwart wird ein Wohnwagen umgestellt. "Ich hab einen Platz näher am Wasser bekommen", erzählt Helene, die inzwischen in Pension ist, stolz. Die drei Helfer nicken müde, aber glücklich. Vielleicht liegt Letzteres aber auch am Bier, das sie schon in Händen halten.

Im Südburgenland gibt es an kleinen Seen fast geheime Campingplätze. Diesen hier in Rauchwart haben wir trotzdem gefunden.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Seit fast 40 Jahren ist Helene hier am Campingplatz. Und es sollen noch ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte folgen, wenn es nach ihr geht. Vorn am See spielen ein paar Jugendliche – Anhang, der sich gekonnt vor dem Helfen drückt. Neben einem der Stege wirft ein älterer Mann die Angel aus, hängt die Rute in ein Gestell, nimmt ein Buch aus einer der Taschen und macht es sich in einem Campingsessel gemütlich. Die Angel beachtet er nicht mehr weiter. Hunger dürfte ihn nicht antreiben.

Birgit gartelt gern um den Wohnwagen. Daheim wäre es Arbeit.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

In Hannersdorf macht sich Birgit mit einer großen Schneiderschere über längst verblühte Blumen her. Daneben mäht ihr Partner mit einem Elektro-Rasenmäher die paar Quadratmeter Wiese vor dem Wohnwagen.

Z'sammsitzen bei einem Flascherl

"Arbeit?", sagt Birgit, "nein, so kann man das nicht nennen." Sie lebt keine zwei Stunden vom Campingplatz entfernt in einem Haus mit Garten. Dort wäre dieselbe Tätigkeit Arbeit. Und "weil es daheim so viel Arbeit gibt, flüchten wir an jedem Wochenende hierher", sagt Birgit.

Die Campingplätze in Hannersdorf und Rauchwart sind anders als die großen und bekannten am Neusiedler See. Urig. Hier kennt jeder jeden, und alle gehören zusammen. "Ich mag den Gemeinschaftsgedanken, das Z'sammsitzen bei einem Flascherl am Abend", sagt Birgit.

Der Campingplatz sei überraschend günstig, sagt sie, vor allem für einen so idyllischen Platz mit den gepflegten Wiesen direkt am Wasser. Wenn im Sommer die Tagesgäste zu viel werden, dann fahren die Dauercamper rund um Birgit einfach mit dem Fahrrad rauf auf die Hügel der Umgebung zu einem der zahlreichen Heurigen.

Und spätestens am Abend sind sie dann eh wieder unter sich. Dann kehrt wieder Ruhe ein, dann fallen die restlichen paar Zwänge, die das normale Leben spätestens ab Mitte Oktober wieder bereithält. (Guido Gluschitsch, 6.7.2021)