Paar mit Ablaufdatum: Franzi (Lena Klenke) und Hanna (Banafshe Hourmazdi).

Foto: ZDF, Marcus Glahn

Mit Party-Girl Lara (Emma Drogunova, li.) ist es eine Zeitlang ganz lustig, für eine längere Beziehung reicht es dann doch nicht.

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Gspusi mit Folgen: Hanna mit Verlagschefin Josephine, gespielt von Karin Hanczewski.

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Hanna mag Berlin, Partys, Spaß, ihr Literaturstudium, ihre WG, Sex und ihre Freundin Franzi. Die beiden kennen einander aus ihrer gemeinsamen Heimat Bielefeld und sind schon länger ein Paar. Bis Hanna merkt, dass es nicht mehr passt und sich so etwas wie Langeweile in die Beziehung einschleicht. Wie das eben so ist: Man lebt sich auseinander, ist nicht mehr gemeinsam glücklich. Hanna ist Mitte 20, Berlin und das Leben hat für sie noch viel zu bieten.

Eine "Instant-Serie" nennen die Macherinnen "Loving Her", sie wurde im Frühjahr in kurzer Zeit unter Corona-Bedingungen gedreht, Vorbild war die niederländische Serie "Anne+". Sechs Folgen sind ab Donnerstag in der ZDF-Mediathek und am Samstag ab 21.40 Uhr auf ZDF Neo zu sehen. In jeder der zehn- bis zwölfminütigen Episoden begleiten wir Hanna (Banafshe Hourmazdi) durch ihr stinknormales, alltägliches Beziehungs- und Sexleben. Nach der ARD-Miniserie "All You Need" (seit Mai in der ARD-Mediathek) über schwule Freunde ist "Loving Her" die zweite deutsche öffentlich-rechtliche Serie über queere Beziehungen.

Franzi, Lara, Anouk, Josephine, Sarah

Zu Serienbeginn ist die Trennung von Franzi schon ein paar Jahre her. Als Hanna ihre frühere Freundin zufällig auf der Straße wiedersieht, sich ihre WG auflöst, sie ohne Job und Geld dasteht und überlegt, nach Bielefeld zurückzugehen, ist es Zeit, ihr Leben und ihre bisherigen Beziehungen Revue passieren zu lassen. Da wären neben Franzi die lebenslustige Lara (Emma Drogunova), die nichts anbrennen lässt. Mit ihr war vor allem der Sex gut, aber eine Beziehung, in der Partys, Drogen und Orgasmen im Vordergrund stehen, ist auf Dauer auch nicht alltagstauglich.

Bei der coolen Sängerin Anouk (Larissa Sirah Herden) blitzt Hanna ab, spannend ist auch die Episode über Hannas Praktikum in einem Verlag und ihre Affäre mit Chefin Josephine. Sie wird gespielt von Karin Hanczewski ("Tatort"), die bei der Coming-out-Aktion #ActOut mitmachte. Und dann ist da noch die Ärztin Sarah (Soma Pysall), die sich nicht sicher ist, ob sie wirklich lesbisch ist.

Queere Lebenswirklichkeiten prominent erzählen

"Als ich mich selbst als Teenager das erste Mal in ein Mädchen verliebte, habe ich Serien, Geschichten und Erzählungen über queere Frauen und ihre Lebenswelt vermisst", sagt Drehbuchautorin Marlene Melchior. Regie führte Leonie Krippendorff, die schon mit dem Film "Kokon" eine authentische Berliner Coming-of-Age-Geschichte erzählte. "Während Übergriffe gegen Menschen aus der LGBTQI-Community zuletzt selbst in Berlin stark zugenommen haben, wächst eine neue Generation heran, die ganz selbstverständlich queere Identitäten lebt. Diese Lebenswirklichkeit muss prominent erzählt werden, sie gehört ins Herz unserer Gesellschaft", sagt Krippendorff.

Hier leistet das ZDF mit "Loving Her" einen wichtigen Beitrag, eine zweite Staffel wäre wünschenswert. Denn Hanna hat sicher noch viel über ihr Liebesleben zu erzählen. Und sie wird mit jeder neuen Partnerin mehr über sich selber lernen. Da wären wir gerne dabei. (Astrid Ebenführer, 1.7.2021)