Illustr.: Butler et al.

In der Jurazeit pflügten bis zu sieben Meter lange Urzeit-Krokodile durch weite Teile der damaligen Welt. Eine neue Analyse eines bereits über 100 Jahre im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien lagernden Fundes zeigte nun, dass diese Krokodile auch auf dem Gebiet des heutigen Tschechien vorkamen. Das sei vor allem deshalb etwas Besonderes, weil sich die Ablagerungen, aus denen die Funde stammen, in der auf die Jurazeit folgenden Kreidezeit gebildet haben. Damit gehören die Krokodil-Fossilien zu den geologisch jüngsten Vertretern der metriorhynchiden Krokodile weltweit, wie die Forscher im Fachblatt "Acta Paleontologica Polonica" berichten.

Seit über hundert Jahren im NHM

Bereits 1912 kamen die Funde, die verschiedene Meeresfossilien enthielten, aus Steinbrüchen der tschechischen Stadt Štramberk ins NHM. Darin fanden sich auch zwei ungefähr zwei Zentimeter große Zahnkronen, die zunächst ohne nähere Bestimmung in die Sammlung aufgenommen worden waren.

Nun konnten die Fossilien nach eingehender Analyse von Forschern des NHM, sowie aus Deutschland, Tschechien, Polen und England ihren damaligen Besitzern zugeordnet werden. Es handelt sich um Zähne von Vertretern der ausgestorbenen Meereskrokodil-Familie Metriorhynchidae. Ihren Namen verdanken diese Meeresreptilien ihrer nur moderat verlängerten Schnauze. Gemeinsam mit den Dinosauriern, Flugsauriern, Krokodilen und Vögeln gehören sie zur Gruppe der Archosaurier.

Die Metriorhynchidae waren ein wichtiger Bestandteil in seichten marinen Ökosystemen des mittleren Jura bis in die frühe Kreidezeit. Sie waren von Nord- und Südamerika bis hin zum europäischen Archipel verbreitet und gehörten zu den am besten an das Leben im Wasser angepassten Archosauriern.

Plesiosuchus glich nur wenig seinen modernen Krokodil-Verwandten.
Illustr.: Butler et al.

Die letzten ihrer Art

Den Untersuchungen zufolge handelte es sich um Fossilien der Gattungen Plesiosuchus und Torvoneustes, die mit ihren zu Flossen umgewandelten Gliedmaßen durch die damaligen seichen Meeresregionen schwammen. Während Plesiosuchus andere Meeresreptilien wie Pliosaurier jagte, war Torvoneustes hinter Fischen und Ammoniten her. Bei dem nunmehrigen Fund handle es sich "um einige der jüngsten Metriorhynchidae-Vertreter weltweit", der während der Kreidezeit verschwundenen Reptilien, schreiben die Forscher. (red, APA, 30.6.2021)