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Die militärische Überlegenheit hat der Regierung nicht den Sieg gebracht.

Foto: AP Photo/Ben Curtis

Überraschung in der äthiopischen Bürgerkriegsprovinz Tigray: Die Rebellentruppe Tigray Defense Forces (TDF) hat am Montagabend die Provinzhauptstadt Mekelle eingenommen, die äthiopischen Regierungstruppen ziehen sich zurück. Der sensationelle Erfolg der "Rebellen" sollte nicht nur Afrikas Potentaten eine Lehre sein. Selbst die größte militärische Überlegenheit nützt nichts, wenn eine Besatzungsarmee gegen einen Feind kämpft, der auf die Unterstützung der Bevölkerung setzen kann. Das mussten einst selbst Supermächte in Vietnam oder in Afghanistan zur Kenntnis nehmen.

Jetzt haben sich der offenbar voreilig ausgezeichnete Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed und sein gefährlicher eritreischer Freund Isaias Afwerki eine blutige Nase geholt. Sie meinten, den gemeinsamen Feind unter ihren Militärstiefeln zertreten zu können. Doch Tigrays Davide haben die beiden Goliathe gefällt.

Noch ist das letzte Wort in der Provinz des Terrors nicht gesprochen. Noch können die Goliathe die Bevölkerung Tigrays isolieren, aushungern, in ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit zappeln lassen. Dass das nicht geschieht, kann nur die internationale Staatengemeinschaft sicherstellen: Sie muss gewährleisten, dass Machiavellis in unserer Welt keine Chance mehr haben, sondern schließlich vor dem Strafgerichtshof in Den Haag ihr verdientes Ende finden. (Johannes Dieterich, 29.6.2021)