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Erst vor kurzem ist Annalena Baerbocks neues Buch erschienen, nun gibt es bereits Plagiatsvorwürfe.

Foto: REUTERS/Annegret Hilse

Das Timing passte gut. Im April war Annalena Baerbock zur grünen Kanzlerkandidatin gekürt worden, im Juni legte sie ihr erstes Buch vor. Jetzt. Wie wir unser Land erneuern heißt es (Ullstein-Verlag). Sie habe im "Corona-Winter" zu schreiben begonnen, erklärte sie bei der Buchpräsentation vor zwei Wochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Aufregung über ihren mehrfach korrigierten Lebenslauf allmählich wieder gelegt.

Baerbocks Werk hat sich auch der Salzburger Medienwissenschafter und "Plagiatsjäger" Stefan Weber angesehen. Er fand darin mehrere Stellen, die zum Teil wortwörtlich und ohne Kennzeichnung von anderen Quellen übernommen wurden.

So schreibt Baerbock auf Seite 97 zum Klimawandel: "Der Klimawandel wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen aus, etwa durch den extremwetterbedingten Ausfall von Zulieferern, durch Schäden an Straßen, Schienen und Gebäuden oder durch Rohstoffknappheit."

Laut Weber stammen diese Zeilen aus dem Blog Klimawandel – Challenge Accepted des Verbands der Wirtschaft für Emissionshandel und Klimaschutz e. V. in München: "Der Klimawandel wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen aus: Sei es durch den extremwetterbedingten Ausfall von Zulieferern, Schäden an Verkehrsinfrastrukturen oder Gebäuden oder Änderungen der Beschaffenheit oder Verfügbarkeit von Rohstoffen."

Klimawandel und die USA

Auf Seite 129 liest man über Klimawandel und die USA bei Baerbock: "Die Betrachtung des Klimawandels als ,Bedrohungsmultiplikator‘, der Rohstoff- und Gesellschaftskonflikte verschärfen kann, ist seither zu einem Eckpfeiler in der Strategie des Pentagon geworden."

Weber fand im Magazin Internationale Politik des US-Politikwissenschafters Michael T. Klare diese Passage: "Das Konzept des Klimawandels als ,Bedrohungsmultiplikator‘, der Rohstoff und Gesellschaftskonflikte in Entwicklungsländern verschärfen kann, ist seither zu einem Eckpfeiler in der Strategie des Pentagon geworden."

Baerbock hat den bekannten deutschen Medienanwalt Christian Schertz eingeschaltet. Dieser erklärt: "Ich kann nicht im Ansatz eine Urheberrechtsverletzung erkennen, da es sich bei den wenigen in Bezug genommenen Passagen um nichts anderes handelt als um die Wiedergabe allgemein bekannter Fakten sowie politischer Ansichten." Diese seien "public domain". In der grünen Partei- und Wahlkampfzentrale heißt es, Webers Veröffentlichungen seien der "Versuch von Rufmord". (Birgit Baumann aus Berlin, 29.6.2021)