Die Polizei schließt nicht aus, dass es weitere Verdächtige gibt.

Foto: APA/MICHAEL GRUBER

Wien – Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur am Wochenende missbrauchten und in Wien-Donaustadt tot aufgefundenen 13-Jährigen geht die Polizei davon aus, dass zumindest eine weitere Person involviert war. Über konkrete Fahndungen gab es aus ermittlungstaktischen Gründen aber zunächst keine Auskünfte.

Die beiden 16 bzw. 18 Jahre alten bisher Verdächtigen sind nach einer weiteren polizeilichen Einvernahme am Mittwoch in die Justizanstalt Josefstadt überstellt worden. "Die zuständige Staatsanwältin hat die Überstellung verfügt", sagte Carmen Kainz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, am Mittwochmittag der APA.

Die Verdächtigen werden im Lauf des Nachmittags Zellen in der Jugendabteilung der Justizanstalt beziehen. Ab diesem Zeitpunkt hat die Anklagebehörde 48 Stunden Zeit, um U-Haft-Anträge beim Landesgericht einzubringen. Die Staatsanwaltschaft hat auch bereits die Einholung mehrerer Fachgutachten – darunter ein Obduktionsgutachten zur Abklärung der genauen Todesursache sowie ein toxikologisches und ein molekulargenetisches Gutachten – in Auftrag gegeben.

Die Verdächtigen haben in den Einvernahmen bisher nicht zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich schwieg der Jüngere bisher, während der Ältere bestritt, etwas mit der Tötung des Mädchens zu tun zu haben.

Vermutlich Ecstasy verabreicht

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl hatten am Montag Details zu den Ermittlungen bekannt gemacht. Das Mädchen kannte demnach die beiden Verdächtigen und hatte sie freiwillig in die Wohnung des 18-Jährigen in Wien-Donaustadt begleitet. Dort wurden ihr Pürstl zufolge Drogen – vermutlich Ecstasy – verabreicht, es hätten "Straftaten gegen die sexuelle Integrität" des Mädchens stattgefunden.

Die näheren Umstände ihres Todes und die Frage, wie die 13-Jährige auf die Straße kam, sind weiterhin offen. Nach Informationen der APA soll der 18-Jährige sie aus der Wohnung getragen und auf dem unweit seiner Bleibe gelegenen Grünstreifen abgelegt haben. Dittrich zufolge war das auch am Dienstag noch Gegenstand von Ermittlungen. Behauptungen von Nachbarn in Boulevardmedien, dass die Verdächtigen dafür einen Teppich verwendet hätten, wies der Polizeisprecher zurück. Es könne ausgeschlossen werden, dass der Teppich, den ein Nachbar gefunden haben will, mit der Tat in Zusammenhang stehe, sagte Dittrich zu einem entsprechenden Bericht von oe24.at.

Ermittlungen laufen

Offen blieb, ob das Mädchen zum Zeitpunkt des Transports noch am Leben und bewusstlos oder bereits tot war. Pürstl stellte diesbezüglich fest, dass noch geklärt werden müsse, ob eine Vorsatztat (eine auf den Tod des Mädchens gerichtete bzw. deren Ableben billigend in Kauf nehmende Handlung, Anm.) vorliege. Dafür dürften mehrere medizinische Gutachten erforderlich sein.

Zur Verantwortung des 18-jährigen afghanischen Staatsbürgers, der in Österreich bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist – unter anderem wegen Drogenhandels, gefährlicher Drohung und Raufhandels – und abgeschoben werden sollte, wollte sich Dittrich nicht näher äußern. Somit blieb zunächst offen, ob er einfach nichts mit der Tötung zu tun haben will, nicht am Tatort gewesen sein will oder gar das Mädchen gar nicht gekannt haben will. Die Ermittler dürften jedenfalls überrascht sein, dass der Verdächtige überhaupt mit ihnen redet. Die normalerweise übliche Verhaltensweise – schweigsam zu bleiben – legt jedenfalls der 16-Jährige an den Tag. Weitere Festnahmen in dem Fall gab es bisher nicht, betonte Dittrich. Er wollte aber nicht ausschließen, dass es weitere Verdächtige gibt.

Unterdessen wurde ein Detail zum Opfer bekannt. Die niederösterreichische Kinder- und Jugendhilfe teilte mit, dass "die betroffene Minderjährige an die örtlich zuständige Kinder- und Jugendhilfe angebunden und somit dieser bekannt war". (APA, 30.6.2021)