Wurden mit den Bruno-Kreisky-Preis für das publizistische Gesamtwerk ausgezeichnet: Paul Lendvai und Ruth Wodak.

Fotos: APA, Newald

Wien – Der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch des Jahres 2020 ist am Montagabend in der Wiener Hofburg vergeben worden. Der Hauptpreis ging wie berichtet an den Schweizer Roger de Weck. Der Journalist und STANDARD-Kolumnist Paul Lendvai und die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak wurden für ihr publizistisches Gesamtwerk ausgezeichnet. Alle Preisträger beschäftigen sich mit dem Begriff der Demokratie.

Der ehemalige "Die Zeit"-Chefredakteur sowie Leiter der öffentlichen Schweizer Rundfunkanstalt SRG SSR, Roger de Weck, präsentiere in seinem Buch "Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre" eine "Reform des Demokratiebegriffs", begründete Ex-EU-Parlamentarier Hannes Swoboda die Entscheidung der Jury.

Für de Weck bietet die Coronakrise Grund für Optimismus. "Corona hat gezeigt, dass die Populisten es nicht können", so de Weck, der nicht nur die "Rechten in der Defensive" sieht, sondern auch den "Marktliberalismus". "Der Grund für Zuversicht ist durch die Pandemie gestiegen", urteilte de Weck in seiner Festrede.

Für de Weck braucht es zudem Achtung vor den Institutionen einer Demokratie. Die österreichische Sozialpartnerschaft wäre zukunftsfähig, müsse aber bedingt durch den Strukturwandel möglicherweise "neue Formen finden", wie de Weck betont. Österreich wie die Schweiz "tun gut daran im Wissen um die Geschichte nach vorne zu schauen anstatt an Altem festzuhalten".

Preise für Lebenswerk an Lendvai und Wodak

Die in London geborene Sprachwissenschaftlerin und Diskursforscherin Ruth Wodak erhielt einen der zwei Preise für das publizistische Gesamtwerk 2020. Sie forscht insbesondere im Bereich der österreichischen Identität und hat "maßgeblich zum Verständnis rechtspopulistischer Politik beigetragen", wie Festrednerin und SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner betonte. "Wir müssen unsere Demokratie verteidigen", meinte Rendi-Wagner, für die die Preisträger Vorschläge liefern, "wie Verteidigung der Werte aussehen kann und muss".

Der zweite Preis für das publizistische Gesamtwerk ging an den Journalisten und STANDARD-Kolumnisten Paul Lendvai. Lendvai, geboren 1929 in Budapest, lebt seit 1957 in Österreich, wo er unter anderem als Korrespondent für die "Financial Times" fungierte. Später war er Intendant von Radio Österreich International, leitete die Zeitschrift "Europäische Rundschau" und ist Osteuropa-Experte des ORF.

Der seit 1993 vergebene Bruno-Kreisky-Preis für politische Literatur wird jährlich vom Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit dem sozialdemokratischen Parlamentsklub und der sozialdemokratischen Bildungsorganisation verliehen. (APA, 30.6.2021)