Der Schilfgürtel soll ausgebaggert werden und Platz für ein Luxusbauprojekt machen. Es soll aber auf einer neuen, vorgelagerten Insel ein Öko-Ausgleich geschaffen werden.

Foto:Foto: Bürgerinitiative/Hadl

Gemeinderätin Gabriele Hadl will das "Buberlemoos" retten.

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Es bleibt für viele wohl nur ein Wunschtraum: ein Haus direkt am See mit eigenem Badesteg und Bootsliegeplatz. Und wenn's im Süden am Kärntner Wörthersee ist – umso besser.

Wobei, gerade hier findet sich kaum noch ein freies Fleckerl an den Gestaden des Sees. 90 Prozent der Uferflächen sind überwiegend in Privatbesitz. In Pörtschach kamen jetzt zwei Grundstückseigentümer auf die Goldidee, die Seefläche einfach zu vergrößern, um mehr attraktives Bauland zu gewinnen.

Sie wissen um den Trend: Für Baugründe und Immobilien mit direktem Wasserzugang werden gegenwärtig No-Limit-Preise bezahlt. Hier am Wörthersee kommt noch ein interessantes Detail dazu: In Maria Wörth steht die Marina nicht mehr zur Verfügung, 40 Boote sind sozusagen "heimatlos" und suchen einen Anlegeplatz. Koste es, was es wolle.

Ein deutscher und ein Kärntner Grundstücksbesitzer entwickeln nun Pläne, in Pörtschach den ins Wasser ragenden Schilfgürtel abzutragen und das Feuchtgebiet ("Buberlemoos") dahinter auszubaggern, um das Areal anschließend zu fluten. Rundum sollen etliche Einfamilienhäuser entstehen. Mit Seezugang und allen Annehmlichkeiten einer Luxusimmobilie am See. Als Ökoausgleich soll vorgelagert eine samt Feuchtgebiet und Schilfareal ausgestattete Insel angelegt werden.

Problem Zweitwohnsitz

"Das Projekt ist in der Startphase, aber Gemeinde und Bezirkshauptmannschaft lassen bisher durchaus Wohlwollen erkennen", sagt Gabriele Hadl, Grünen-Gemeinderätin in Pörtschach und Sprecherin der dortigen Bürgerinitiative Rettet das Buberlemoos. Was sie nicht verstehen könne: Abgesehen von den naturschutzrechtlichen Bedenken, dieses Feuchtgebiet samt wertvollem Schilf zu zerstören, bringe das Projekt auch keinerlei Nutzen für die Gemeinde.

Es müsse die Infrastruktur für die Häuser bereitgestellt und gezahlt werden. Und dies dafür, "dass die künftigen Eigentümer die Luxusimmobilien als Zweitwohnsitze benutzen und vielleicht nur zwei Monate im Jahr hier sind", sagt Hadl.

Die Feuchtwiese sei jedenfalls ein extrem schützenswertes "Naturjuwel", ein Hort seltener Tiere. "Libellen und Würfelnattern, im dicken Schilf nisten Blesshühner und Haubentaucher, auf der Feuchtfläche hört man die Rufe von Staren, Graugänsen und Rüttelfalken. Unter Wasser bieten das dicke Schilf und das klare Wasser unzähligen Jungfischen Schutz", schreibt Hadl in einem Hilferuf an die Landesregierung.

Das Millionenprojekt ergebe auch touristisch keinen Sinn. "Wer kommt schon hierher, um Häuser zu sehen?", fragt Hadl. Die Natur sei die Attraktion. Gemeinde und Land sollten das Areal kaufen und ein Naturschutzgebiet daraus machen.

Die Pläne der Projektbetreiber, die vorerst noch nicht vor den Vorhang wollen, solange das Projekt nicht auf Schiene ist, sind schon weit gediehen. Das Grundbesitzer-Duo will einen attraktiven Seezugang schaffen, und dabei soll eben die Wasserfläche erweitert werden, sagt einer der Projektbetreiber im Gespräch mit dem STANDARD. Die Ausbreitung des Sees habe aber durchaus positive Auswirkungen, sagt der Unternehmer. Momentan gebe es in dem Feuchtgebiet keinen Wasseraustausch, mit dem Projekt würden Verbindungen zum See geschaffen und damit die Gewässerökologie deutlicher gefördert werden, argumentieren die Projektwerber. Für den Schilfgürtel und die Wiese würde eine groß konzipierte Insel geschaffen, eine Art künstlich geschaffenes Naturschutzelement, das nicht betreten werden darf.

Natürlich wisse man auch um die Problematik der Zweitwohnsitze, der "kalten Betten". "Wir werden uns zwar bemühen, Ganzjahresbewohner zu finden, zwingen, hier zu wohnen, können wir natürlich niemanden", heißt es.

Großes Interesse an Luxusimmobilien

Die Bürgermeisterin von Pörtschach, Silvia Häusl-Benz (ÖVP), will sich in der brisanten Sache noch zurückhalten. Das Projekt sei noch nicht auf der Ebene der Gemeinde angelangt, also noch nicht in einem Genehmigungsverfahren. Es sei auch noch keine Umwidmung im Gespräch. Jetzt gehe es vorerst einmal um die zentrale Frage, ob so ein Projekt überhaupt grundsätzlich möglich sei. Erst dann werde man sich konkret damit befassen. Über allem stehe aber die Frage: "Bringt das Projekt einen Mehrwert für die Gemeinde und die Bevölkerung?"

Es gebe jedenfalls schon jede Menge Interessenten, sagt einer der beiden Grundstücksbesitzer – und ergänzt: "Aber eines muss allen natürlich klar sein: Sozialwohnungen werden es nicht." (Walter Müller, 1.7.2021)