Frankfurt am Main – Kaum Laufstegshows, kein glamouröser Modezirkus und kaum Partys. Wenn am Montag (5. Juli) die erste Frankfurt Fashion Week an den Start geht, ist vieles anders, als ursprünglich geplant. "Das ist super schade. Natürlich wollten wir Frankfurt bei den Temperaturen lieber viel mehr zum Kochen bringen", sagt Anita Tillmann, Geschäftsführerin des Veranstalters Premium Group. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Messen abgesagt, stattdessen gibt es vor allem digitale Konferenzen.

Herzstück ist das digitale "FFW Studio", aus dem Panels und Vorträge mit internationalen Fachleuten der Branche übertragen werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eröffnet am Dienstag die Konferenz "The New European Bauhaus – Werkstatt der Zukunft". Im Fokus stehen demnach Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion, Design, Handwerk und Digitalisierung. Einen Tag später wird in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen der erste "SDG Summit" präsentiert. Ziel ist, das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklungsziele zu schärfen. "Die Fashion-Branche gehört zu den umweltschädlichsten Industrien weltweit", sagt Tillmann. Es sei Zeit, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Laufsteg im Hotel

An manchen Orten der Stadt wird es aber auch etwas Mode zu sehen geben. So präsentiert die Mainzer Designerin Anja Gockel am Dienstag im Hotel Frankfurter Hof ihre neue Sommer-Kollektion.

Des weiteren nutzen lokale Modemacher die Strahlkraft der Fashion Week, um bei unabhängigen Veranstaltungen ihre Kreationen zu zeigen: Am Montag lädt Jungdesigner Samuel Gärtner (22) zu seiner Schau ins Senckenberg-Museum. Und am Opernplatz ist die Frankfurt Fashion Lounge geplant – mit einem 25 Meter langen Laufsteg unter freiem Himmel und Platz für 100 Gäste. "Wir wollen eine Plattform sein für neue, bislang unbekanntere Kreative", sagt Initiatorin Sevinc Yerli.

Zudem wird bei einer Hybrid-Veranstaltung am Montagabend der "Bunte New Faces Award Style" verliehen. Dann wird unter anderem die Berliner Schauspielerin Gina Stiebitz (23, "Dark") als Young Style Icon ausgezeichnet.

Vor einem Jahr war völlig überraschend bekannt geworden, dass Berlin mehrere Modemessen an Frankfurt verliert. Nach der coronabedingten Absage diesen Sommer sollen die Messen Premium, Seek, Neonyt und The Ground im Jänner 2022 ihre Premieren am Main feiern.

"Alles hat seine Zeit – und jetzt ist Frankfurt dran", sagt Tillmann über den Umzug. "Wir bringen Kreativität mit und verbinden sie mit der dortigen Finanzkompetenz." Die Stadt werde häufig unterschätzt und habe sich zuletzt super entwickelt. "Frankfurt ist so eine Art "sleeping beauty"". (Apa, 1.7.2021)