Das Wiener Dotdotdot-Festival lockt mit rund 100 handverlesenen Kurzfilmen und "Pay As You Can"-Eintrittspolitik.
Foto: Kramar / Kollektiv Fischka

Es ist Juli, und die Freiluftkinosaison ist eröffnet … Aber hoppla, dieses Jahr gab es Corona-bedingt schon ein Open-Air-Kino: Das "Frühlings-Kino wie noch nie" im Garten des Filmarchivs Austria hat sich dem österreichischen Filmschaffen verdienstvoll gewidmet. Der verregnete Frühling ist nun endlich vorbei, getestet, geimpft oder genesen zieht es uns nun in der Abenddämmerung wie Motten zu den Freiluftleinwänden, auf denen in ganz Österreich bis in den September hinein zahlreiche sehenswerte Filme flimmern.

Zum Beispiel in die Arena Wien, wo ab heute zwei Wochen lang das "Kaleidoskop" bei freiem Eintritt mit einem fein kuratierten Programm lockt. Der Schwerpunkt liegt auf aktuellem Independent- und Weltkino, man bekommt Festivalfilme aus nichtwestlichen Ländern zu sehen, die selten den Weg ins Kino schaffen: den Eröffnungsfilm A Febre beispielsweise, das Debüt der brasilianischen Regisseurin Maya Da-Rin. Aber auch Filme, die man im Kino vielleicht verpasst hat, wie den österreichischen Dokumentarfilm Space Dogs oder Miranda Julys wunderbaren Kajillionaire. Dazu gibt’s Gespräche mit klugen Köpfen, und wenn es mal gewittern sollte, dann sind die Filme tags darauf im Stadtkino zu sehen.

Am 9. Juli startet das "Frameout Freiluftkino" im Wiener Museumsquartier, auch hier bei freiem Eintritt. Die Filmauswahl führt durch alle Genres. Zu empfehlen ist der Eröffnungsfilm Soldat Ahmet, das Langfilmdebüt des Wahlwieners Jannis Lenz über einen türkischstämmigen Soldaten aus Neunkirchen, der verlernt hat zu weinen. Das ist wie Raging Bull als Dokumentation mit dem Soundtrack einer jazzigen Militärkapelle. Auch auf keinen Fall verpassen: den radikalfeministischen Klassiker Born in Flames von Lizzie Borden.

Brennen für den Kurzfilm

Musikalisch geht es im Sommerkino des Filmarchivs Austria von Juli bis August zu. Einmal mit der Reihe "Pabst Plays Pabst", in der der Enkel Daniel Pabst die Stummfilme seines legendären Großvaters live begleitet. Außerdem mit Musikfilmen wie der Rocky Horror Picture Show, Saturday Night Fever sowie neueren Musikdokumentationen. Auch abseits des Sounds ist das Programm eine wahre Fundgrube aus Altem wie Neuem, die schon beim Durchblättern Freude bereitet. Die Personale zur mittlerweile dreifachen Oscar-Gewinnerin Frances McDormand sei besonders ans Herz gelegt.

Wessen Herz allerdings für den Kurzfilm brennt, der kann in den Garten des Volkskundemuseums mitten in der Josefstadt kommen. Dort lockt ab dem 25. Juli das Dotdotdot-Festival mit rund 100 handverlesenen Kurzfilmen und "Pay As You Can"-Eintrittspolitik. Das Festival legt Wert auf Barrierefreiheit, die Filmgespräche werden in Gebärdensprache gedolmetscht. Auch das "Tricky Women"-Team mischt hier und da ein wenig mit.

Programmkinoklassiker

Abseits des überbordenden Programms der Bundeshauptstadt gibt es das "Sternenkino" in der Salzburger Innenstadt mit Programmkinoklassikern vor schöner Kulisse. Mit ähnlicher Filmauswahl und CD-Präsentationen lokaler Künstlerinnen und Künstler lockt in Graz das "Leslie Open". Und durch die niederösterreichischen Städte Freistadt, Linz, Vöcklabruck und Steyr wandert zwischen Juli und September ein Sommerkino, das die Vorpremiere des Europäischer-Filmpreis- und Oscar-Gewinners Druk (Der Rausch) des Dänen Thomas Vinterberg und weitere Perlen des Arthauskinos zeigt.

Doch da Film nicht nur Sommerwonnen bringt, sondern auch Geschichte ins Gedächtnis rufen kann, soll am Schluss ein Verweis auf das Open-Air in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen stehen. Kuratorisch und didaktisch betreut von Zeitgeschichtsexperten der Gedenkstätte und der Universität Wien gibt es dort von 18. bis 21. August Spielfilme zum Thema "Kinder in der Schoa. Zwischen Verfolgung, Gleichgültigkeit und Solidarität" zu sehen. Eröffnungsfilm ist Louis Malles Au revoir les enfants. (Valerie Dirk, 2.7.2021)