ORF-General Alexander Wrabetz ist der bisher einzige deklarierte Bewerber für die ORF-Führung ab 2022.

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Wien – Rund drei Stunden beriet der sogenannte Freundeskreis der bürgerlichen ORF-Stiftungsräte am Donnerstagvormittag mit Blick auf die Bestellung des nächsten ORF-Generaldirektors oder der nächsten -Generaldirektorin ab 2022. Die türkisen und Türkis-nahen Stiftungsräte stellen die Mehrheit im obersten ORF-Gremium, mit der am 10. August die künftige Führung von Österreichs größtem und großteils gebührenfinanziertem Medienkonzern gewählt wird.

Update: Fleischmann und Weißmann

Nach STANDARD-Infos haben sich die bürgerlichen Mitglieder am Donnerstagvormittag erstmals seit Monaten wieder persönlich getroffen, im "Forum Mozartplatz" des ÖVP-Wirtschaftsbundes im vierten Wiener Bezirk. An dem Treffen sollen laut mehreren Quellen der Medienbeauftragte von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gerald Fleischmann, sowie der ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann teilgenommen haben, der wie berichtet als möglicher bürgerlicher ORF-Generalskandidat gilt. Bestätigungen dafür stehen aus.

Nach STANDARD-Informationen war Weißmann wie teils auch andere ORF-Mitarbeiter schon in den vergangenen Jahren mehrfach bei Treffen des bürgerlichen Freundeskreises. Parteimanager und Mediensprecher wurden auch schon bei Treffen anderer "Freundeskreise" von ORF-Stiftungsräten gesichtet.

Personelle Entscheidungen oder Festlegungen für die ORF-Führung gab es laut mehreren Quellen nicht. Ein Mitglied des bürgerlichen Freundeskreises sagte nach dem Treffen auf die saloppe STANDARD-Anfrage, ob es schon einen Kandidaten gebe: "Ja." Die Erklärung: Ja, es gibt einen, der sich schon als Kandidat offiziell deklariert hat. Das ist Alexander Wrabetz. Mit bürgerlichen Gegenkandidaten ist aber zu rechnen – auch wenn Wrabetz im Mittwoch veröffentlichten APA-Interview erklärte, er rechne mit einer Mehrheit für seine Wiederwahl am 10. August im Stiftungsrat.

Weitere Sitzung in der zweiten Julihälfte

Die nächste Sitzung der bürgerlichen Stiftungsräte ist in zweieinhalb Wochen geplant. Bis dahin könnte sich abzeichnen, auf wen die ÖVP-nahe Mehrheit im ORF bei der Generalswahl setzt.

Die formelle Bewerbungsfrist läuft bis 28. Juli* 24 Uhr, bis 3. August können Stiftungsräte Bewerberinnen und Bewerber nachnominieren, bis 8. August können sie Bewerberinnen und Bewerber noch für das Hearing im Stiftungsrat vor der Generalswahl am 10. August nominieren.

"Die Zukunft des ORF"

Unternehmensberater Thomas Zach ist Sprecher und Organisator des bürgerlichen Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat. Er wollte sich zu Inhalten der Sitzung auf STANDARD-Anfrage nicht äußern. Es sei um "die Zukunft des ORF" gegangen "im Lichte der anstehenden Herausforderungen" – also insbesondere Digitalisierung und Vielfalt im multimedialen Newsroom. (fid, 1.7.2021)