Echte Spitzensportler eignen sich am besten zum "Sich-Zuwepressen". EM-Torschütze Sasa Kalajdziz und Sportminister Werner Kogler.

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Seit Darwin wissen wir, dass wir Menschen auch nichts anderes sind als eine möglicherweise etwas avanciertere Affenhorde. An Manifestationen von äffischem Benehmen herrscht jedenfalls kein Mangel. Man krault sich wechselseitig den Pelz, zeigt im Internet die Zähne und kreischt einander an, oder man plustert sich auf, indem man die Nähe zu einem anderen Primat sucht, von dem man glaubt, dass er sozial etwas hermacht. Sich-Zuwepressen, -Zuwedrucken oder -Zuweschmieren kann man auch dazu sagen.

Meister im Sich-Zuwepressen, sind, wenig erstaunlich, die Vertreter jenes Primatentypus, den man Politiker nennt. Schließlich leben sie davon, den Eindruck zu erwecken, besonders wichtig und mit anderen Wichtigen auf Augenhöhe zu sein. Der professionelle Sich-Zuwepresser braucht ein Gespür dafür, wer wirklich wichtig wirkt. Nichts ist peinlicher, als wenn man sich an einen ordinären Haderlumpen oder eine sozial unbedeutende Urschel zuweschmiert.

Echte Spitzensportler

Auf der sicheren Seite ist man mit der Queen, dem Papst, Bankdirektoren (außer dem Chef der Commerzialbank Mattersburg) und dem Dalai Lama. Russische Oligarchen sind ein Grenzfall, hingegen ist Herr Putin ein begehrtes Objekt des Sich-Zuwepressens. Manchmal auch ein lukratives. Fragen Sie nur Frau Kneissl!

Einen weiten Bogen sollte man um Tiere, Angehörige des Pöbels, Jan Marsalek und Greise der Altersklasse 85 plus machen, welche am Esstisch im Heim lustlos in ihr Haferflockensupperl hineinmümmeln. Viel zu wenig sexy, hob i recht, jo, jo? Lieber einen Tisch suchen, an dem Billie Eilish, Emmanuel Macron, Elon Musk und Angela Merkel beieinandersitzen. Und dann aber nichts wie hin!

Fast hätte ich die wichtigsten Objekte des Sich-Zuwepressens vergessen: die Sportler. Natürlich müssen es Spitzensportler sein und nicht etwa die Bronzemedaillengewinner im Taschenbillard oder die Jugendmeister im österreichischen Synchron-Onanieren.

Nein, echte Spitzensportler sind gefragt. Noch selten haben sich Politiker auf Facebook und Twitter so herzergreifend an eine Nationalmannschaft herangemacht wie Kurz, Rendi, Kickl und Kogler an die unsrige. Jetzt warten wir auf die nächsten Skiweltmeisterschaften. Da findet sich sicher auch jemand, an den man sich zuwedrucken und zur knappen Niederlage gratulieren kann. (Christoph Winder, 4.7.2021)