Es ist geschafft. Schülerinnen und Schüler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sind in die Sommerferien gewechselt – nachdem sie erst vor kurzem überhaupt an ihre Schulstandorte zurückgekehrt waren. Länger als der Rest Österreichs befanden sie sich zu Jahresbeginn in einem harten Lockdown, länger als ihre Altersgruppe in Vorarlberg, Kärnten oder der Steiermark mussten sie auf Distanz lernen.

Mit dem Beginn der Sommerferien geht für die Kinder und Jugendlichen in diesem Land ein besonders mühsames Schuljahr vorbei. Eines, das geprägt war von Selbstorganisation, Onlinekursen, Corona-Tests und Maskentragen; belastet von ständig neuen Regeln, wie man sich – im Fall des Präsenzunterrichts – zu verhalten hat. Ein Schuljahr, in dem alle dazu aufgerufen wurden, die Anzahl der Treffen mit ihren Familienmitgliedern, die nicht im gleichen Haushalt leben, sowie mit Freundinnen und Freunden so gering wie möglich zu halten.

Mit dem Beginn der Sommerferien geht für die Kinder und Jugendlichen in diesem Land ein besonders mühsames Schuljahr vorbei.
Foto: APA/dpa/Peter Kneffel

Das traf alle hart, die Älteren unter ihnen besonders. Gerade in einer Zeit, da sich Jugendliche gerne von den Eltern abnabeln, mussten sie im Homeschooling, das zumeist auch Homeoffice war, näher an sie heranrücken, als vielen lieb war. Anstatt eigene Erfahrungen zu sammeln und ganz unter Freundinnen und Freunden zu sein, saßen sie zu Hause in ihren Zimmern und warteten auf die nächste Videokonferenz – die entnervten Eltern im Hintergrund.

Viele Jugendliche berichten von psychosozialen Problemen, Aufholbedarf in der Schule und Zukunftsängsten. Dass sie die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie noch besonders lange begleiten werden, wissen sie.

Triste Perspektiven

Wie hart Corona speziell die Jugend traf, war allerdings vielen anderen in der Gesellschaft nicht bewusst. Abwertend wurde die Zeit des Distance-Learnings oft als Corona-Ferien bezeichnet. Das Gegenteil war der Fall: Das Leben, wie man es kannte und liebte, schien ausgesetzt; von Spaß und Ferien keine Spur. Während ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung zur Impfung gebeten wurde, Wirtschaftshilfen mit der Gießkanne verteilt wurden und der Handel, die Lokale und Dienstleister wieder zurück in die Normalität durften, saßen Kinder und Jugendliche weiterhin auf der Wartebank. Sie waren vielleicht genervt, aber geduldig, sie waren zäh und einsichtig – und haben nicht einmal besonders laut geraunzt.

Die Perspektiven bleiben trist – auch wenn die Politik lauthals verkündet, jetzt seien die Jungen dran. Wann sie alle geimpft sind, wie es in der Schule oder an den Unis weitergeht, dazu will vorerst keiner Versprechungen abgeben.

Kinder und Jugendliche haben die geringste Durchimpfungsrate. Jetzt gilt es, sie besonders gegen eine Infektion zu schützen – anstatt sie in der Debatte als Virenschleudern abzutun. Bei der Klärung der Frage, wie das geschehen muss, sollten sie einbezogen werden.

Im Grunde brauchen viele Jungen genau das, was in den vielen Maßnahmendebatten des vergangenen Jahres der Wirtschaft immer zugesichert wurde: ein wenig Planungssicherheit.

Und sie brauchen ein Gegenüber, das sie ernst nimmt und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Jemanden, der zuhört und Verständnis zeigt. Derzeit gibt es in der Politik keine Lobby für die Jungen. Das wäre eigentlich Chefsache, eine Aufgabe für Kanzler Sebastian Kurz. Altersmäßig ist er ja von ihnen noch nicht so weit weg. (Oona Kroisleitner, 2.7.2021)