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Nach dem entscheidenden Elfer von Mikel Oyarzabal sind die Schweizer erstarrt, und die Spanier waren entfesselt.

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Die Spanier entzückt.

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Die Eidgenossen geknickt.

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St. Petersburg – Der Wille zählte diesmal nicht fürs Werk. Nach dem zweiten Elfmeter-Thriller ist die sensationelle Schweizer Reise bei der EM vorbei. Der Favoritenschreck brachte auch Spanien im ersten Viertelfinale in Verlegenheit, musste sich dem wenig überzeugenden, aber insgesamt deutlich besseren dreimaligen Europameister aber im Roulette vom Punkt mit 1:3 geschlagen geben.

Der erfahrene Sergi Busquets und Rodri verschossen zwar für Spanien, doch Torhüter Unai Simon fischte die Elfmeter von Fabian Schär und Manuel Akanji aus dem Eck. Ruben Vargas schoss für die Schweiz drüber, Mikel Oyarzabal verwandelte den letzten Schuss. Nach 90 und 120 Minuten war es 1:1 gestanden. Die Spanier spielen am Dienstag in London gegen Belgien oder Italien (nach Blattschluss) um einen Platz im Finale am 11. Juli.

Die Schweiz brauchte lange, um sich von einem bösen Missgeschick von Denis Zakaria zu erholen. Der Mann von Mönchengladbach verursachte das zehnte Eigentor des Turniers (8.). Spanien kontrollierte das Spiel, doch die Schweiz schlug in Person von Xherdan Shaqiri (68.) zurück – auch das ein halbes Eigentor, vorgelegt von der spanischen Abwehr. Remo Freuler sah wegen groben Foulspiels Rot (77.), danach mauerten sich die Schweizer in Richtung Elfmeterschießen.

Zehntes Eigentor

Zakaria war im russischen Corona-Hotspot Sankt Petersburg nur von Beginn an dabei gewesen, weil sein Kapitän Granit Xhaka wegen einer Gelbsperre zusehen musste. Vor knapp 25.000 Zuschauern unterlief ihm kein absurdes Eigentor, wie es diese EM auch schon gesehen hat, sondern er hatte bei einem Fernschuss von Jordi Alba, den er blocken wollte, Pech. Vereinskollege Yann Sommer hätte den Ball vermutlich locker fangen können.

Erst einmal in 22 Duellen hatte die Schweiz das große Spanien geschlagen: 2010 in der WM-Vorrunde. Die Schweiz schied dennoch aus – Spanien wurde Weltmeister.

Die Iberer spannten auch diesmal ihr gewohntes 4-3-3-Netz über den Platz, die Passmaschine lief an. Die frühe Führung machte anscheinend alles leichter.

Der taktische Plan von Vladimir Petković, seit Freitag mit 78 Spielen Rekordtrainer der Schweizer, war über den Haufen geworfen, mehr Spiel nach vorn gefordert. Die Schweiz streute Pressingphasen ein, doch der nächste Rückschlag folgte: Breel Embolo (23.) musste angeschlagen vom Platz. Spanien hatte das Spiel im Griff, doch das hatten die Franzosen im Achtelfinale ja auch geglaubt.

Von Schweizer Chancen war keine Spur, zwei Eckbälle mussten schon als Highlight verbucht werden. Auch die Spanier waren bis auf einen Freistoß von Koke (18.) harmlos. Unterschied: Sie führten lange und konnten gelassen hin und her spielen. Nach der Pause entschieden sich die Spanier, auf die Entscheidung zu drängen. Der Schweiz fehlten Rhythmus und Ideen. Die erste Schweizer Chance vergab Steven Zuber gegen Unai Simon (64.). Die zweite verwertete Shaqiri.

Dass Freuler nach Attacke gegen Gerard Moreno wenig später vom sehr guten englischen Referee Michael Oliver Rot sah, war nachvollziehbar. Spanien wachte etwas auf, mit einem harmlosen Moreno-Schuss auf Sommer (84.) konnte man die Verlängerung aber nicht mehr vermeiden.

Immer wieder Sommer

Dort machte die Mannschaft von Luis Enrique dann ernst, schnürte den Gegner ein. Moreno verpasste das Tor nur hauchdünn (92.), dann war es Sommer, der sich gegen Jordi Alba (95.), Moreno (101.), Mikel Oyarzabal (103., 105.), Dani Olmo (112.), Sergio Busquets (115.) und wieder Moreno (118.) auszeichnen konnte. Das Schweizer Bollwerk hielt bis zur 120. Minute stand. (sid, red, 2.7.2021)

Fußball-EM – Viertelfinale:

Schweiz – Spanien 1:1 (1:1, 0:1) n.V. – 1:3 i.E. St. Petersburg, St. Petersburg Stadion, 24.764 Zuschauer, SR Oliver (ENG).

Tore:
0:1 (8.) Zakaria (Eigentor)
1:1 (68.) Shaqiri

Elfmeterschießen:

0:0 – Busquets verschießt
1:0 – Gavranovic trifft
1:1 – Olmo trifft
1:1 – Schär scheitert an Simon
1:1 – Rodri scheitert an Sommer
1:1 – Akanji scheitert an Simon
1:2 – Moreno trifft
1:2 – Vargas verschießt
1:3 – Oyarzabal trifft

Schweiz: Sommer – Widmer (100. Widmer), Akanji, Elvedi, Rodriguez – Freuler, Zakaria (101. Zakaria) – Zuber (90.+2 Fassnacht), Shaqiri (81. Sow), Embolo (23. Vargas) – Seferovic (82. Gavranovic)

Spanien: Simon – Azpilicueta, Laporte, P. Torres (113. Thiago), Alba – Koke (90+1. M. Llorente), Busquets, Pedri – F. Torres (91. Oyarzabal), Morata (54. Moreno), Sarabia (46. Olmo)

Rote Karte: Freuler (78./Foul)

Gelbe Karten: Widmer, Gavranovic bzw. Laporte