Halbfinale, sie kommen!

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Romelu Lukaku (li.) von Inter Mailand traf per Elfmeter für Belgien, machte aber ansonsten kaum einen Stich.

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Lorenzo Insigne hat die Waden schön. Der Mann von SSC Napoli ließ Italien jubeln, als er das 2:0 schoss, und bangen, als er verletzt ausscheiden musste.

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Das fünfte Spiel, der fünfte Sieg, die elfte italienische Jubeltraube.

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München – Nach dem Titelverteidiger und dem Weltmeister ist auch die Nummer eins der Weltrangliste vorzeitig gescheitert. Italien zieht mit einem 2:1 (2:1) über Belgien ins Halbfinale ein, trifft am Dienstag in London auf Spanien, das die Schweiz im Elferschießen stoppte.

Nur 18 Minuten nach dem Spielende in St. Petersburg hob in München das vorweggenommene Finale der EM an. Und Belgien, nicht nur nominell Gastgeber – unter den rund 14.000 Zusehern waren deutlich mehr Belgier – und Italien waren auch von Beginn an gewillt, aus dem Spiel den prophezeiten Heuler zu machen. Die Roten Teufel, ohne Eden Hazard, aber mit Kevin de Bryne, sahen sich von einer äußerst offensiven Squadra Azzurra gefordert, die wieder Giorgio Chiellini als Kapitän anführte. Coach Robert Mancini hatte zu seinem gewohnten Sturm-Trio auch noch Federico Chiesa nominiert, der gegen Österreich das erste Tor geschossen hatte. Für den ersten Treffer in München sorgte allerdings ein Verteidiger. Nach einem Freistoß von Lorenzo Insigne traf der aufgerückte Leonardo Bonucci – der Video Assistent Referee plädierte zurecht auf Abseits (13.).

Immer wieder Donnarumma

Den Belgiern gab das noch mehr Schub, die erste Großchance für das Team von Trainer Roberto Martínez hatte De Bruyne nach einem Solo über das halbe Feld. Seinen Prachtschuss hielt Gianluigi Donnarumma aber ebenso prachtvoll (22.). Nur vier Minuten später zeigte der Hüne gleich noch einmal den besten Torhüter des Turniers, indem er einen Schlenzer von Romelu Lukaku entschärfte.

Ein starker Schuss von Insigne läutete dann die beste Phase der Italiener ein (27.). Nach einer elferverdächtigen Attacke an Ciro Immobile im Strafraum schnappte sich Nicolo Barella den Ball, wand sich durch die belgische Abwehr und traf aus spitzem Winkel ins lange Eck (31.). Belgien wankte, die Azzurri legten nach. Erst strich ein Schuss von Chiesa noch knapp am Tor vorbei (41.), dann saß aber ein Versuch von Insigne aus gut 20 Metern. Thibaut Courtois im Tor der Belgier war machtlos (44.).

Umstrittener Elfer

Italien freute sich schon auf eine euphorische Pause, da fiel Jeremy Doku im Zweikampf mit Giovanni Di Lorenzo im Strafraum der Italiener. Referee Slavco Vinĉić zeigte sofort auf den Punkt, nach kurzer VAR-Überprüfung sah sich der Schiedsrichter aus Slowenien in seiner sehr harten Entscheidung bestätigt. Lukaku verwandelte sicher – 1:2 (45.)

Italien wollte auch nach der Pause nicht Vorsicht die Mutter der Porzellankiste sein lassen, kombinierten wieder in Richtung Torerfolg. Die beste Chance hatte aber zunächst Lukaku nach Zuspiel von De Bryne, Leonardo Spinazolla rettete aber vor der Linie (61.). Glück auch für Donnarumma, dass Lukaku bei einer Flanke von Nace Chadli nur Zentimeter fehlten, um per Kopf netzen zu können. Auch Hazard brachte den Ball völlig freistehend nicht aufs Tor (70.).

Spinazolla verletzt

Italien hatte dann noch den Schock einer offensichtlich gröberen Verletzung von Spinazolla (Verdacht auf Achillessehnenriss) wegzustecken. Es gelang mit allerlei Mäzchen, die nicht der Klasse des Spieles entsprachen. Die letzte Chance hatte Doku, dessen Schuss knapp über die Latte zischte (84.). Nach gut 98 Minuten lagen sich die Italiener in den Armen – die Squadra blieb zum 32. Mal en suite ungeschlagen! (Sigi Lützow, 2.7.2021)

Fußball-EM – Viertelfinale:

Belgien – Italien 1:2 (1:2). München, 12.984 Zuschauer, SR Vincic (SLO)

Tore:
0:1 (31.) Barella
0:2 (44.) Insigne
1:2 (45.+2) Lukaku (Elfmeter)

Belgien: Courtois – Alderweireld, Vermaelen, Vertonghen – Meunier (69. Chadli/74. Praet), Tielemans (69. Mertens), Witsel, T. Hazard – De Bruyne, Doku – Lukaku

Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Spinazzola (79. Emerson) – Barella, Jorginho, Verratti (74. Cristante) – Chiesa (91. Toloi), Immobile (74. Belotti), Insigne (79. Berardi)

Gelbe Karten: Tielemans bzw. Verratti, Berardi