Rettungskräfte in den Überresten des Gebäudes.

Foto: AFP / Giorgio Viera

Miami – Nach dem Teileinsturz eines Wohnkomplexes im US-Staat Florida haben die Behörden den Einriss des noch stehenden Gebäudeteils angekündigt. Die Sprengung der Ruine sei trotz des andauernden Bergungseinsatzes dringend notwendig, weil der verbleibende Gebäudeteil gefährlich instabil sei, sagte Gouverneur Ron DeSantis am Samstag. Der Einriss solle baldmöglichst erfolgen, womöglich schon am Sonntag, um der Ankunft der Ausläufer eines gefährlichen Tropensturms zuvor zu kommen.

Die Einsatzkräfte bargen in den Trümmern unterdessen zwei weitere Leichen, womit die Opferzahl auf 24 stieg, wie die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, erklärte. Mehr als 120 Menschen gelten weiterhin als vermisst, wobei unklar ist, wie viele von ihnen sich zum Unglückszeitpunkt tatsächlich in dem Gebäude in Surfside nahe Miami aufhielten. Der Wohnkomplex war am 24. Juni teilweise eingestürzt.

Wegen der Instabilität können die übrigen Gebäudeteile vor dem Einriss nicht betreten werden, um etwa persönliche Gegenstände herauszuholen. Ebenso sei es Rettern nicht möglich, dort nach möglicherweise zurückgebliebenen Haustieren zu suchen, sagte sie.

Gezielte Sprengung

Die Gebäudeteile sollen mit einer gezielten Sprengung zum Einsturz gebracht werden, sagte ein Vertreter der Feuerwehr. Experten zufolge birgt der kontrollierte Einsturz das Risiko, dass sich auch die Trümmer des bereits eingestürzten Gebäudeteils verschieben könnten, was mögliche Überlebende in den Trümmern gefährden könnte.

Der Bürgermeister des Ortes Surfside nahe Miami, Charles Burkett, erklärte, die noch stehenden und instabilen Teile des Gebäudes seien ein großes Problem für den Bergungseinsatz. "Die einzige Lösung ist es, das Problem zu eliminieren", sagte er. Wegen des herannahenden Sturms "Elsa", der die Stabilität wohl weiter gefährden würde, sei beschlossen worden, schnell zu handeln. Die Ausläufer des Sturms könnten Prognosen zufolge ab Montagabend in Surfside für heftige Windböen und starken Regen sorgen.

Seit zehn Tagen suchen mehrere Hundert Retter rund um die Uhr in den Trümmern nach Überlebenden – mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. Die Ursache des teilweisen Einsturzes des Gebäudes ist weiter unklar.

Besuch von Präsident Biden

Am Donnerstag besuchte US-Präsident Joe Biden den Unglücksort. Er versprach eine gründliche Untersuchung des Vorfalls. Biden kam in Surfside mit Behördenvertretern zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Rettungseinsatzes zu informieren, und sagte die volle Unterstützung des Bundes zu. Gemeinsam mit seiner Frau Jill traf er Rettungskräfte, um ihnen für ihren Einsatz zu danken.

Der US-Präsident führte auch Gespräche mit Familien, die um das Leben ihrer Angehörigen bangen oder jemanden verloren haben. Nach einem Treffen mit Überlebenden und Verwandten der Vermissten sagte Biden: "Sie gehen durch die Hölle." Die Angehörigen seien "realistisch" und wüssten, dass die Überlebenschancen mit jedem Tag etwas geringer würden, sagte er. Viele seien auch besorgt, weil sie fürchten, ihre Lieben noch nicht mal ordentlich bestatten zu können.

Das Schlimmste sei jedoch die Ungewissheit. "Es ist schlimm, jemanden zu verlieren. Aber das Schwierige, das wirklich Schwierige, ist, nicht zu wissen, ob jemand überlebt hat oder nicht", sagte Biden. Der Präsident hatte sich für das Treffen mit den Angehörigen in Miami rund drei Stunden Zeit genommen. "Ich fand es wichtig, mit jedem Einzelnen zu sprechen, der mit mir sprechen wollte", sagte Biden. (APA, 3.7.2021)