Marco Verratti spendete Trost für Kevin De Bruyne.

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Blankes Entsetzen in Brüssel.

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Fassungslosigkeit auf den Rängen in München...

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Und auf dem Feld.

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Kevin De Bruyne stand wie zu einer Statue erstarrt auf dem Rasen der Münchner Arena. Die Hände in die Hüften gestemmt, der Blick leer und mit dem Bewusstsein: Der viel besungenen "Gouden Generatie" Belgiens werden so bald keine Denkmäler gebaut.

"Wir haben bis zum Ende gekämpft", sagte der Star der Roten Teufel tapfer, als er sich nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der EM gegen ein magisches Italien (1:2) gesammelt hatte, "es war ein schwieriges Turnier für uns, wir hatten zu viele Verletzungen. Wir werden versuchen, das nächste Mal zu gewinnen."

Doch wird es ein "nächstes Mal" geben? "Letzter Halt München", schrieb Het Laatste Nieuws in ihrem traurigen Nachruf auf diese wundervolle Mannschaft, die ein ganzes Land vom ersten Titel hatte träumen lassen: "Ciao, goldene Fußballkinder".

Bei der nächsten EM 2024 in Deutschland, sagte Torhüter Thibaut Courtois, "sind wir alle drei Jahre älter, das ist eine lange Zeit". Kevin de Bryune dachte bei seinem Blick in die Zukunft auch eher an die WM in Katar, die bereits in rund 16 Monaten beginnt.

In die Jahre gekommen

Doch langjährige Säulen wie Vincent Kompany, Marouane Fellaini oder Radja Nainggolan sind schon weg. Aus dem EM-Kader sind zehn (!) Feldspieler 30 oder älter, die Dreierabwehr um Kapitän Jan Vertonghen zählt zusammen 101 Jahre.

"Jetzt über die Zukunft zu reden, wäre nicht klug", sagte Trainer Roberto Martinez, dessen Vertrag bis zur WM 2022 läuft, "das Aus ist noch frisch, ich möchte nichts sagen, was von Emotionen geprägt ist." Fußball, ergänzte er, "kann manchmal schrecklich" sein. Flügelflitzer Jeremy Doku (19), die Entdeckung des Spiels, fand das Aus des Weltranglistenersten "doodjammer", jammerschade.

Weitere Schlappe für De Bruyne

De Bruyne ist auch schon 30 – und soll doch der Schlüsselspieler bleiben. Der Legionär bei Manchester City, der vielen als Top-Kandidat für den Weltfußballer-Titel galt, blickt auf harte Wochen zurück. Nach dem verlorenen Champions-League-Finale mit den Citizens und der dort erlittenen schweren Gesichtsverletzung kämpfte er sich ins Turnier.

Gegen Italien war De Bruyne einer der Besten, obwohl er mit einem Bänderriss im linken Knöchel spielte. "Es war nicht einfach", meinte er geknickt, "aber ich habe immer versucht, alles für die Mannschaft reinzuwerfen." Jetzt müsse er sich "körperlich erholen. Es war zu viel."

Courtois und Thomas Meunier fanden noch im Stadion Trost in den Armen ihrer Familien. Bei der Ankunft am heimischen Trainingszentrum in Tubize nachts um halb vier wurden De Bruyne und Co. von einem einsamen Trommler und drei Fans mit rot leuchtenden Bengalos empfangen. Danach zerstreuten sie sich in alle Winde.

Zur WM-Qualifikation im September könnten sie wieder zusammenkommen, am 7. Oktober steigt das Halbfinale in der Nations League gegen Frankreich. Im Endspiel könnte es zur Revanche gegen Italien kommen. Vielleicht reicht es ja wenigstens noch zu einem Titelchen. (sid, 3.7.2021)