Bild nicht mehr verfügbar.

Verstappen ist der Mann der Stunde.

Foto: REUTERS

Irgendwo in der Mitte befindet sich Lando Norris. Er wird von der McLaren-Mannschaft geherzt.

Foto: AFP

Spielberg – Start-Ziel-Siege sind in der Formel 1 gefürchtet. Wenn der Pole-Position-Mann Platz eins souverän ins Ziel bringt, ist das für Fans meist mäßig spannend und für die Konkurrenz ernüchternd. Max Verstappens zweiter Start-Ziel-Sieg in Spielberg am Sonntag fiel aber nur bedingt in diese Kategorie.

Abwechslungsreiche Hymne, abwechslungsreiches Rennen

Ja, der erwartete Sieg des 23-Jährigen war ungefährdet. Aber hinter dem Fahrer von Red Bull Racing ging’s ordentlich zur Sache. So bejubelten die 20.000 Oranje-Fans nicht nur ihren Sieger, sondern auch Überraschungsmann Lando Norris auf Platz drei: Sein McLaren ist ja auch orange, passt also zur Familie. Und er verbannte Verstappens WM-Konkurrenten Lewis Hamilton auf Platz vier. Dessen Teamkollege Valtteri Bottas wurde Zweiter.

Auch die Zeremonie vor Rennbeginn verlief abwechslungsreich. Da ertönte die österreichische Bundeshymne in einer Metal-Version mit Drums und E-Gitarre. Dies mag für das eine oder andere Ohr gewöhnungsbedürftig gewesen sein, stellte sich aber als passender Übergang zum hitzigen Rennstart heraus. Da hielt Pole-Position-Mann Verstappen seinen ebenfalls gut weggekommenen Norris zwar hinter sich. Doch noch in der ersten Runde musste das Safety-Car raus. Alpine-Fahrer Esteban Ocon geriet in den Sandwich zwischen Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) und Haas-Pilot Mick Schumacher.

Die Hymne.

Kurve vier

Verstappen drosselte das Tempo vor dem fliegenden Restart und flog dann regelrecht davon. Um die Plätze hinter ihm brach ein erbitterter Kampf aus. Denn sein Teamkollege Sergio Perez zeigte sich, vielleicht noch motiviert von den Trommeln im Hinterkopf, in Angriffslaune und attackierte Norris außen in Kurve vier. Der Brite blieb hartnäckig und machte keinen Platz. So landete Perez im Kiesbett und fiel auf Platz zehn zurück, Norris hatte nun zwei Mercedes im Nacken.

Hamilton musste seinen Teamkollegen Bottas zurücküberholen und machte dann Jagd auf den sich tapfer wehrenden Norris. In der 20. Runde ließ er den Weltmeister passieren, nachdem sich die Rennleitung gemeldet hatte: Norris kassierte für das Duell mit Perez eine harte Fünf-Sekunden-Strafe. "Ich habe ihn nicht weggedrängt", beschwerte sich der Youngster und sah die Verantwortung für Perez’ Ausritt ins Kiesbett beim aggressiven, zu gierigen Mexikaner. Half alles nichts: Auch Bottas kam so an Norris vorbei. Vorn zog Verstappen einsam seine Runden und führte das Feld nach den ersten Boxenstopps rund 14 Sekunden vor Hamilton, Bottas und Norris an.

Hamilton verliert Podium

Und Perez? Der überholte Charles Leclerc mit einem vorgezogenen Boxenstopp. Der Ferrari-Mann schlug in Kurve vier zurück. Diesmal war es Perez, der nicht nachgab. Sein Kontrahent landete im Kiesbett. Perez kassierte analog zu Norris eine Fünf-Sekunden-Strafe. Kurz darauf folgte noch eine für ein Duell mit Leclerc. Letzterer wunderte sich: "This is racing."

53. Runde: Hamilton hatte bei einem Ritt über die Curbs den Unterboden beschädigt und musste Bottas passieren lassen. Wenig später zog auch Norris vorbei. Die Oranje-Fans jubelten. Verstappen fuhr vorn ungefährdet den Sieg ein. Es ging sich sogar noch ein Sicherheitsboxenstopp aus, er hätte sich auch noch ein halbes Metal-Konzert geben können. Laut wurde es noch, als Sebastian Vettel (Aston Martin) von Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) abgeschossen wurde.

Vettel vs. Räikkönen.

Verstappen führt in der WM-Wertung nun 32 Punkte vor Hamilton und wunderte sich "selbst, wie gut das heute gelaufen ist". Über das Wochenende verteilt kamen dank gelockerter Corona-Maßnahmen 132.000 Zuschauer nach Spielberg. Verstappen fand es "abgefahren, dass so viel orange zu sehen war". Bottas zeigte sich mit Platz zwei "durchaus zufrieden". Immerhin habe er Norris’ Druck hinter sich gespürt. Die Pace ließ nicht mehr zu: "Es war das Maximum."

Ab nach Silverstone

Auch deswegen zeigte sich der McLaren-Dritte nicht vollends zufrieden. Ohne Strafe "hätte sich Platz zwei ausgehen müssen", sagte Norris. "Aber es ist ein gutes Gefühl, mit Mercedes und Red Bull konkurrieren zu können." Hamilton sah das anders, er zeigte sich über den angewachsenen WM-Rückstand frustriert: "Wir liegen meilenweit zurück." Am 18. Juli will er mit seinem Rennstall beim Heim-Grand-Prix in Silverstone zurückschlagen. (Andreas Gstaltmeyr, 4.7.2021)

Ergebnis Großer Preis von Österreich
(71 Runden = 306,452 km)

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:23:54,543 (Schnitt: 221,942 km/h)
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +17,973
3. Lando Norris (GBR) McLaren +20,019
4. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +46,452
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +57,144
6. Sergio Perez (MEX) Red Bull +57,915
7. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +1:00,395
8. Charles Leclerc (MON) Ferrari +1:01,195
9. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +1:01,844
10. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1 Runde
11. George Russell (GBR) Williams +1 Runde
12. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1 Runde
13. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1 Runde
14. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde
15. Nicholas Latifi (CAN) Williams +1 Runde
16. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
17. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin DNF
18. Mick Schumacher (GER) Haas +2 Runden
19. Nikita Masepin (RUS) Haas +2 Runden

Ausgeschieden: Esteban Ocon (FRA) Alpine

Schnellste Runde: Max Verstappen (NED) Red Bull in der 63. Runde in 1:06,200 (Schnitt: 235,250 km/h)

WM-Stand (nach 9 von 23 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 182
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 150
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 104
4. Lando Norris (GBR) McLaren 101
5. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 92
6. Charles Leclerc (MON) Ferrari 62
7. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 60
8. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 40
9. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 39
10. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 30
11. Fernando Alonso (ESP) Alpine 20
12. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 14
13. Esteban Ocon (FRA) Alpine 12
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 9
15. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 1
16. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 1

Konstrukteurs-WM

1. Red Bull 286
2. Mercedes 242
3. McLaren 141
4. Ferrari 122
5. AlphaTauri 48
6. Aston Martin 44
7. Alpine 32
8. Alfa Romeo 2