Mit dem Abstieg aus der Bundesliga entschied sich Schalke 04, den eigenen Platz in der Franchise-Liga von "League of Legends" zu räumen.

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Die Spatzen pfiffen es schon seit einiger Zeit von den Gelsenkirchener Dächern, vergangene Woche folgte die offizielle Bestätigung. Der FC Schalke 04 verkauft seinen Ligaplatz in der höchsten europäischen League of Legends-Liga LEC. Der Kaufpreis von 26,5 Millionen Euro soll dabei den maroden Finanzen der Fußballabteilung weiterhelfen.

Start 2016

Damit endet die Reise, die 2016 begonnen hatte, mit Ende des Summer Splits der laufenden Saison. Die Lizenz wird an die Schweizer E-Sport-Organisation BDS, die vor allem für Rocket League und Rainbow Six bekannt ist und den offiziellen Firmensitz in der Steueroase Malta hat, übergehen.

Dabei kann Schalke 04 einen soliden Gewinn bejubeln. Die Lizenz wurde im Gründungsjahr 2019 der LEC noch für knapp acht Millionen Euro gekauft. Der Übergang der Lizenzrechte tritt mit der Frühjahressaison 2022 in Kraft. In einem Pressegespräch mit der Deutschen Presseagentur meinte der Verantwortliche Tim Reichert von der E-Sport-Abteilung der Schalker: "Es ist kein Geheimnis, dass die Corona-Situation und der eingetretene Abstieg den Verein wirtschaftlich vor eine große Herausforderung stellen."

Kein E-Sport-Ende

Dabei meinte der Geschäftsführer noch im Jahr 2019 in einem Interview mit dem Sportmagazin Kicker, dass sich die E-Sport-Abteilung von Schalke gänzlich selbst tragen und ohne die Millionen der Fußballabteilung auskommen muss: Umgekehrt scheint dies keine Gültigkeit zu besitzen. Der Abstieg des Vereins aus der Deutschen Bundesliga soll schlussendlich ausschlaggebend gewesen sein, die Ambitionen im europäischen LoL-Spitzenfeld zu Grabe zu tragen: "Um den Verein finanziell zu stabilisieren", heißt es auch von Claudio Kasper, Geschäftsführer der FC Schalke 04 Esports GmbH, in einem eigens gedrehten Interview für den Abschied.

Auch der Verkaufsprozess wird in dem Frage-und-Antwort-Video ausführlich erklärt. Offenbar wurde in einem Verfahren gemeinsam mit dem Ligaveranstalter Riot Games an den höchstbietenden Interessenten verkauft, der gleichzeitig auch den Bedingungen des Videospielentwicklers entsprochen hatte. Ob die momentanen LoL-Spieler auch bei BDS einen Vertrag erhalten, bleibt vorerst abzuwarten.

Jedoch soll das nicht das endgültige Ende von Schalke 04 im E-Sport bedeuten. Pro Evolution Soccer (PES), Fifa und auch ein League of Legends-Team in der deutschsprachigen Prime League sollen zumindest bis 2022 weitermachen. Einstweilen wird laut Reichert evaluiert, wie eine Zukunft im E-Sport aussehen kann. Reichert selbst, der federführend das Schalker E-Sport-Projekt leitete, wird nach Ende der regulären Saison, dem 1. August, den Verein verlassen und sich nach neuen Aufgaben umsehen.

Einst Olaf Thon

Beim letzten Abstieg von Schalke 04 im Jahr 1988 gab es in Gelsenkirchen ebenfalls ein schmerzhaftes Opfer, der damalige Publikumsliebling Olaf Thon musste laut der Website transfermarkt.de für umgerechnet 1,7 Millionen Euro an den Konkurrenten FC Bayern München verkauft werden. 32 Jahre später, nach einem weiteren Abstieg, ist es dieses Mal eine League of Legends-Lizenz, die den Profibetrieb absichern soll. Schalke 04 gilt unter den Sportvereinen als einer der ersten Pioniere, die sich des neuen Kulturphänomens angenommen haben. (Florian Zsifkovics, 5.7.2021)