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Überall auf der Welt sorgte die Pandemie bei medizinischem Personal für Überlastung, die Folgen werden viele noch jahrelang beschäftigen. Ein neuer Verein will kostenlose psychologische Hilfe bieten.

Foto: AP/Anupam Nath

Wie sehr gerade das medizinische Personal nach einem Fehler oder einem kritischen Ereignis, wie es die Pandemie zweifelsohne ist, betroffen sein kann, wissen die Gründerinnen und Gründer des neuen Vereins Second Victim aus eigener Erfahrung: "Ich war im April beziehungsweise Mai selber knapp vor einem Burnout", sagt Gründerin und erste Vorsitzende Eva Potura, Intensivmedizinerin und Anästhesistin. Sie selbst nutze schon seit langer Zeit die Möglichkeit, sich von jemandem begleiten zu lassen, der nichts mit ihrem Arbeitgeber zu tun hat. Potura spielt damit darauf an, dass es aktuell zwar psychologische Unterstützung in den Spitälern für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt – die Hemmschwelle, diese Angebote in Anspruch zu nehmen, aber relativ groß ist, "weil das sind ja quasi Kolleginnen".

Auf Kapitalsuche

Potura hat deswegen im März die Idee, mit einem Verein ein niederschwelliges Angebot zu schaffen – nun ist der Verein, mit einer weiteren Ärztin und einem Arzt gegründet, und auf Kapitalsuche. "Wir wollen zumindest so viel Geld zusammenbekommen, dass wir zehn Einheiten Beratung pro Person finanzieren können." Aktuell sei der Kontostand aber noch bei null, deswegen verweist man auf der Website des Vereins auf Initiativen, die derzeit bereit dazu sind, medizinisches Personal kostenlos zu beraten beziehungsweise zu behandeln. Irgendwann soll es dann so viel Geld geben, dass fixe Psychologen und Psychologinnen für den Verein arbeiten können, so die Idee.

Woher der Name kommt

Der Name Second Victim weist dabei schon darauf hin, um was es geht: Als Second Victim bezeichnet man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitssystem, die aufgrund eines unvorhergesehenen schweren Zwischenfalls, eines medizinischen Fehlers und beziehungsweise oder eines Patientinnenschadens traumatisiert wurden, sagt Potura.

Wichtig ist der Ärztin auch noch zu betonen, dass der gemeinnützige Verein nichts ersetzen will, "das wäre falsch", denn es brauche beides, Initiativen der Arbeitgeber, sich um traumatisierte Mitarbeiter zu kümmern, und unabhängige Angebote.

Personal fehlt, Unterstützer nicht

Aktuell ist der Verein nicht nur auf Kapital-, sondern auch auf Personalsuche. Da die drei Gründerinnen und Gründer selbst voll im Berufsleben stehen, suche man beispielsweise eine Person, die sich um das Fundraising kümmern könnte.

Unterstützerinnen und Unterstützer hat der Verein einstweilen dafür schon einige: Bundesrettungskommandant Gerry Foitik ist ebenso an Bord wie Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, oder Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg. (Lara Hagen, 5.7.2021)