Feurige Preziosilla: Margarita Gritskova.

Oper Klosterneuburg

Es ist das Finale von Verdis La forza del destino ein Extrembeispiel unbelehrbarer Rachsucht. Zur Wiederherstellung von Familienehre ersticht der sterbende Carlo seine ihm zu Hilfe eilende Schwester Leonora, die schließlich ihr Leben in den Armen ihres Alvaro aushaucht.

Diese Szene war im Kaiserhof des Chorherrenstifts Klosterneuburg jedoch auch ein Beleg dafür, wie ein eindringliches Bild seiner Wirkung beraubt wird. Statt die Inszenierung mit Leonoras Ende ausklingen zu lassen, schob man vor sie einen imposanten Mauerblock und erstickte gleichsam die "Schlusspointe" mit einem Teil des Bühnenbildes. Schade.

Insgesamt war dies nicht untypisch für die Inszenierung von Julian Roman Pölsler: Es gab Kriegsszenen mit pyrotechnischem Effekt, auch ritualisierte Mönchsprozessionen. Im Grunde blieb das Geschehen jedoch etwas behäbig. Während die Herren darstellerisch an einer, wie soll man sagen, skulpturalen Versteifung litten, also der metallisch klingende Zurab Zurabishvili (als Don Alvaro) und der solide David Babayants (als Don Carlo), brachten immerhin die Damen Munterkeit ins Spiel.

Dramatik und Lyrik

Vor allem Margarita Gritskova (als Preziosilla) fegte quasi im Stile einer entfesselten Carmen kokett über die Bühne. Und vokal überstrahlte den Abend Karina Flores (als Leonora) mit einer imposanten Bandbreite des Ausdrucks. Ihre Flexibilität ermöglicht es, von furios und klar zelebrierter Dramatik zart ins Lyrische zu wechseln und dabei die leicht schwebenden Töne mit Pianissimo-Raffinesse zu vergolden.

Dies war eher große Klasse. Dirigent Christoph Campestrini und die kultiviert und pointiert agierende Beethoven Philharmonie umwehten sie und das ansonsten gediegene Ensemble trotz zunehmend frostiger Nachttemperaturen mit samtig-warmem Klang. (Ljubiša Tošic, 5.7.2021)