Der Prozess in Klagenfurt (Symbolbild) endete mit Haftstrafen für das Ehepaar.

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Klagenfurt – Ein 67-jähriger Mann und seine 58-jährige Frau aus Oberkärnten sind am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt zu zehn beziehungsweise acht Jahren Haft verurteilt worden. Sie sollen laut Anklageschrift die zwei Töchter der Frau vernachlässigt, sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Schwere Vorwürfe

Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth warf dem Ehepaar vor, in einem Zeitraum von über zehn Jahren die zwei Kinder, die aus einer vorangegangenen Ehe der Mutter stammten, wiederholt sexuell missbraucht und vergewaltigt zu haben. Vor allem der Stiefvater soll die beiden ab dem Kindergartenalter und bis zur Pubertät mehrmals missbraucht haben. Die Mutter unternahm laut Anklageschrift nichts dagegen und hatte gegen die Töchter, die mittlerweile erwachsen sind, auch mehrmals Gewalt angewendet. Ein Gutachten wies bei den Schwestern psychische Störungen nach.

"Überzeugende Aussagen" der Kinder

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Gernot Kugi verurteilte den 67-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren. Als Beitragstäterin wurde die 58-Jährige zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt. "Die Aussagen der Kinder haben einen überzeugenden Eindruck hinterlassen", begründete Kugi das Urteil.

Das psychologische Gutachten, das die Misshandlungen als möglichen Auslöser für die psychischen Probleme der Geschwister sieht, wurde ebenfalls berücksichtigt. Die Angeklagten erbaten Bedenkzeit.

Am Dienstag waren die zwei Schwestern bei der Verhandlungsfortsetzung anwesend. Richter Kugi ließ die kontradiktorische Vernehmung der Geschwister zeigen. Teils unter Tränen beschrieben die Frauen die Vorfälle. "Was wir gesehen haben, ist Erfindung", kommentierte der Stiefvater die Aussagen.

Emotional war auch seine Frau. "Die Kinder so zu sehen ist das schlimmste. Ich liebe sie von ganzem Herzen", sagte die 58-Jährige. Die Töchter entgegneten der Aussage mit Kopfschütteln.

Viele Zeugen vernommen

Der 67-jährige Angeklagte, ein pensionierter AHS-Lehrer, hatte einen autoritären Erziehungsstil gepflegt. Die Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfe dementierten die Verteidiger jedoch. Sie witterten eine Racheaktion der Geschwister. Die Töchter hätten versucht, die Zukunft der Eltern zu verbauen, so die Verteidigung.

Bereits an den vorangegangenen Verhandlungsterminen im April und Juni wurden mehr als 30 Zeugen einvernommen, darunter Verwandte sowie ehemalige Freunde und Schulkollegen der Schwestern. Von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigungen hatten die Zeugen laut Aussagen nichts mitbekommen. (APA, 6.7.2021)