Eva Menasse ist eine der Autorinnen und Autoren, die heuer bei den O-Tönen lesen werden.

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Lesen, bis der Arzt kommt? Das dauert bei den O-Tönen im Wiener Museumsquartier nicht lange. Denn der als Dramatiker bekannte Thomas Arzt hat heuer seinen großartigen Nazizeit-auf-dem-österreichischen-Land-Aufarbeitungsroman Die Gegenstimme veröffentlicht und ist mit seinem Debüt bei dem Literaturfest gleich am ersten Abend (8. Juli) zugegen. Er macht in dem traditionellen Gespann aus Newcomern und arrivierten Autoren quasi die Vorband für Monika Helfer.

Ob die Programmchefs Klaus Kastbgerger und Daniela Strigl sich bei der Namenskombination vor Lachen auf die Schenkel geschlagen haben? Man weiß es nicht. Jedenfalls ist aber auch die Einladung Helfers mehr als gerechtfertigt. Mit Vati schickte die sonst Auftritte eher scheuende Vorarlberger Autorin ihrem Erfolg Die Bagage von vorigem Jahr eine sensible Betrachtung ihres Vaters nach.

Über Publikumsandrang kann sich das Festival traditionell nicht beschweren. Große Namen und laue Abende sind eine bewährte Kombination. Die entspannte Corona-Situation macht es den Veranstaltern nach der erschwerten Corona-Ausgabe zuletzt diesmal wieder möglich, bei der 18. Ausgabe jeden Sitzplatz zu besetzen. Insgesamt acht Termine finden heuer bei den O-Tönen statt, wie gewohnt immer donnerstags und bei gutem Wetter open air (bei schlechtem in der Arena21).

Die Zugpferde

Raphaela Edelbauer (15. Juli), Olga Flor (29. Juli), Hanno Millesi (5. August), Angela Lehner (12. August), Michael Köhlmeier (19. August) und auch Eva Menasse (26. August) heißen die weiteren Zugpferde im diesjährigen Programm. Als Debütanten der Saison gesellen sich Katharina Schaller, Renate Silberer, Anna Felnhofer, Christina Walker, Sabine Schönfellner und Ulrike Haidacher dazu.

Wobei – wie im Fall Arzts – manche Debütanten Quereinsteiger sind und sich auf anderen Feldern längst ihre Meriten erworben haben. Ferdinand Schmalz etwa, wie Arzt eigentlich Dramatiker, präsentiert am 22. Juli seinen ebenfalls ersten Roman Mein Lieblingstier heißt Winter. Da mag es bei manchen angesichts des Titels klingeln: So hieß schon Schmalz’ Beitrag zum Bachmannpreis 2017, den er damit gewann. Jetzt folgt quasi die Langversion, die am Tag vor der Lesung auch im Buchhandel erscheint.

Mit Schmalz teilt sich übrigens der Grazer Autor Egon Christian Leitner die Bühne. Der hat heuer im Mai Ich zähle jetzt bis 3 veröffentlicht, den Abschluss seines Langzeitprojekts Sozialstaatsroman. Man kennt auch ihn vom Bachmannpreis (2020). Eine spannende Kombination – schreiben doch beide Autoren ganz verschieden, aber doch gesellschaftskritisch.

Druckfrisch auf den Lesetisch, gilt als Motto übrigens auch für Millesis Der Charme der langen Wege über einen Geräuschmacher, Lehners Provinzroman 2001, Köhlmeiers Katzenroman Matouund Menasses Kleinstadtepos Dunkelblum. Alle diese Titel erscheinen erst im August. Ab 8. Juli. (Michael Wurmitzer, 7.7.2021)