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Die Nachfrage nach Öl steigt, der Preis ebenso. Ein Streit der Opec+ belastet den Rohstoff. Mit moderateren Preisen ist vorerst nicht zu rechnen.

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Die Weltwirtschaft hat sich nach dem Corona-Schock im Vorjahr erholt. Wachstum ist wieder zum Thema geworden, wenngleich dieses teils noch verhalten ist und es hier und da noch zu Problemen bei den Lieferketten kommt. Gefragt ist jedenfalls wieder Rohöl. Dieser Rohstoff – und die anziehende Nachfrage danach – steht für die Wiederauferstehung der Konjunktur.

Doch der steigende Preis für Rohöl könnte die wirtschaftliche Erholung ins Stocken bringen. Der Preis für das Schmiermittel der Wirtschaft steigt nämlich stetig an und ist am Dienstag auf dem höchsten Stand seit fast sieben Jahren angelangt. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI zur Lieferung im August kostete 76,98 Dollar (64,87 Euro) – das ist so viel wie zuletzt im November 2014. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich auf 77,54 Dollar (65,35 Euro).

Etliche Ursachen

Gründe für den steigenden Ölpreis gibt es mehrere. Zum einen verteuert freilich die gestiegene Nachfrage den Rohstoff. Doch Rohöl ist auch ein Politikum. Es ist der einzige Rohstoff, der aktuell durch Menschenhand künstlich verknappt wird – und das lässt den Preis ebenso steigen.

Die Verhandlungen der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Partnerländer (Opec+) über eine leichte Produktionssteigerung waren am Montag ohne neues Datum abgebrochen worden. Experten gingen im Vorfeld davon aus, dass aufgrund der Situation aus wirtschaftlicher Erholung und gestiegener Nachfrage die Opec+ den Förderhahn weiter aufdrehen wird und ab August die Ölförderung schrittweise ausgeweitet wird.

Streit der Giganten

Ein Streit zwischen dem Ölgiganten Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verhinderte jedoch eine Einigung. Dabei geht es nicht nur um die Erhöhung der Förderquoten. Es geht um die Berechnung der Ausgangsbasis, von der aus Produktionserhöhungen oder -kürzungen berechnet werden. Die Emirate wollen, dass ihre Quote angehoben wird, um ihre aktuelle Produktionskapazität widerzuspiegeln. Abu Dhabi argumentiert, dass sie Milliarden investiert haben, um ihre Produktionskapazität zu erhöhen, und geben an, dass ihre Basis zu niedrig angesetzt war, als die Opec+ ursprünglich ihren Pakt schnürte.

Weil aktuell keine Einigung in Sicht ist, trifft eine absehbar steigende Nachfrage nach Rohöl, Benzin und Diesel auf ein gleichbleibendes Angebot. Dies spricht für tendenziell weiter steigende Ölpreise.

Zusammenhalt gefährdet

Auf der anderen Seite könnte der Streit das Ansehen und letztlich den Zusammenhalt der Opec+ gefährden. Sollten sich einzelne Länder weniger oder gar nicht mehr an verabredete Förderquoten halten, könnte dies die Ölpreise belasten. Analysten zufolge steht gar die Einheit der Allianz auf dem Spiel. Bei einem Bruch drohe ein heftiger Preiskrieg.

Die US-Regierung, die an den Gesprächen nicht beteiligt war, bemüht sich, die festgefahrenen Verhandlungen der großen Ölstaaten wieder in Schwung zu bringen. "Regierungsbeamte haben sich mit Vertretern relevanter Hauptstädte ausgetauscht, um auf eine Kompromisslösung zu dringen, die es ermöglicht, die vorgeschlagenen Produktionssteigerungen voranzubringen", teilte ein Präsidialamtssprecher mit. Die USA beobachten die Entwicklungen genau. Stabile Ölmarktbedingungen seien nötig, um die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie anzuschieben, sagten Berater von US-Präsident Joe Biden.

Hinzu kommt, dass steigende Ölpreise auch die Inflationssorgen erhöhen. Auch das belastet die sich erholende Wirtschaft. (Bettina Pfluger, 7.7.2021)