Das Wechseln von Astra Zeneca auf mRNA-Impfstoff soll ab sofort möglich sein.

Foto: Regine Hendrich

Diskutiert wird die Kreuzimpfung schon lange, jetzt kommt Bewegung in die Debatte. Konkret geht es bei diesem heterologen Impfen darum, den Impfstoff zu wechseln. Nach einem Erststich mit Vaxzevria (Astra Zeneca) soll man einen Zweitstich mit einem mRNA-Vakzin wie Comirnaty (Biontech/Pfizer) bekommen. Die Immunantwort lasse sich dadurch erhöhen, der Impfschutz sei besser als bei zwei Stichen mit demselben Vakzin. Das zeigen "ermutigende Studienergebnisse", wie Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres erklärt.

Empfohlen wird das vom Nationalen Impfgremium (NIG) aber nach wie vor nicht. Der Grund: Es handle sich hier um einen Off-Label-Use, die Datenlage beziehe sich nur auf wenige hundert Personen. Den ausführenden Arzt würde auch ein anderes Haftungsrisiko treffen. Diese Nichtempfehlung steht im Gegensatz zu jener der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland, die das ausdrücklich tut. Und auch in anderen Ländern ist die Kreuzimpfung schon gängige Praxis.

Ärztekammer prescht vor

Nun hat die Ärztekammer die Diskussion neu angefacht. Im Ö1-"Mittagsjournal" am Dienstag betonte deren Präsident Thomas Szekeres: "Ich würde als Zweitimpfung empfehlen, einen mRNA-Impfstoff zu wählen." Er geht davon aus, dass das NIG eine "Meinung abgeben wird, die ähnlich ausfallen wird wie in Deutschland, dass man den Wechsel auch empfehlen kann und wird". Um gleich darauf nachzulegen: "Es macht aber auch nichts, wenn man sich zweimal mit demselben Impfstoff impfen lässt. Wichtig ist, dass man sich zweimal impfen lässt." Der Vorteil aber laut ihm: "Durch das heterologe Schema kann der Abstand zwischen den Impfungen verkürzt werden." Vor allem mit Blick auf die wesentlich infektiösere Delta-Variante ist das von Vorteil.

Allerdings wurden zuletzt ohnehin schon die Abstände zwischen den beiden Impfungen wieder deutlich verkürzt. Diese wurden zuvor deshalb möglichst weit auseinandergezogen, da zu wenig Impfstoff vorhanden war. Bei neu vereinbarten Terminen betragen sie, je nach Impfstoff, nur mehr drei bis sechs Wochen.

Mückstein würde dazu raten

Positiv zur Kreuzimpfung äußerte sich auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) Mittwochfrüh im Ö1-"Morgenjournal". Nicht nur das NIG, auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sei diesbezüglich noch zögerlich, aber "ja, es verdichten sich die Hinweise darauf, und das Datenmaterial wird besser. Ich würde insofern auch, nach Aufklärung, dazu raten."

Die Stellungnahme des NIG dazu ist noch etwas unklar. Prinzipiell wird die Kreuzimpfung nicht empfohlen. Als sinnvoll erachtet man sie jedoch in zwei Situationen: Wenn nach dem ersten Stich mit Vaxzevria sehr starke Nebenwirkungen aufgetreten sind oder wenn dies aus Sicht der zu impfenden Person dringend wünschenswert ist, sollte ein Impfstoffwechsel angeboten werden.

Wie kommt man nun an so eine Kreuzimpfung? Denn zuletzt war es für Personen, die diese wollten, schwer bis unmöglich, sie auch tatsächlich zu erhalten. Auch jetzt heißt es dazu aus dem Gesundheitsministerium, das sei Ländersache: "Die Organisation und Durchführung der Impfung ist Ländersache. Wer für die zweite Impfung dringend mit einem anderen Impfstoff geimpft werden möchte, sollte vorab die impfende Stelle beziehungsweise den Arzt oder die Ärztin kontaktieren und sich nach den jeweiligen Möglichkeiten vor Ort erkundigen." Wichtig sei, dass im Aufklärungsgespräch über mögliche Konsequenzen dieser Off-Label-Anwendung informiert werde.

In Wien ab Freitag möglich

Sofern dies organisatorisch-logistisch umgesetzt werden könne, werden in den Bundesländern heterologe Impfungen in begründeten Fällen bereits ermöglicht, so das Gesundheitsministerium weiter. In manchen Fällen könne es aber vorkommen, dass diese Variante nicht gleich angeboten werden könne. Grundsätzlich laute die Empfehlung, möglichst schnell die zweite Dosis zu bekommen, denn nur nach zwei Dosen ist ein optimaler Schutz gegen die Delta-Variante gegeben.

In Wien wird bereits an der logistischen Durchführung gearbeitet, so die Info aus dem Büro von Gesundheits-Stadtrat Peter Hacker (SPÖ). Ab Freitag, 9. Juli, wird der Wechsel auf einen mRNA-Impfstoff über einen Anruf bei der Hotline 1450 möglich sein. Allerdings kommt es auf die Verfügbarkeit an. Rund 15.000 Zweitstiche mit Vaxzevria sind derzeit ausständig. Wollen alle Betroffenen das Vakzin wechseln, könnte es eng werden. (Pia Kruckenhauser, APA, 7.7.2021)