Sieht schickt aus, macht wenig Lärm: Taugt der Surface Laptop 4 als Arbeitsgerät?

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Arbeiten, wo man will – das ist im Jahr 2021 in vielen Unternehmen gelebte Realität, nachdem die Corona-Pandemie es salonfähig gemacht hat, das Büro in die eigenen vier Wände zu verlegen. In der jetzigen Phase sind wir in einer Welt des hybriden Arbeitens angelangt, in der man zwischen Zuhause, Büro und sonstigen Orten wechselt und innerhalb dieser auch oft zwischen einzelnen Räumen migriert. Für diese neue Arbeitswelt braucht es ein Gerät, das leistungsfähig und leicht zugleich ist – und diesen Spagat versucht Microsoft mit dem Surface Laptop 4 zu bewältigen. Der STANDARD hat den Laptop getestet.

Specs und Abmaße

Bei unserem Testgerät handelt es sich um einen schwarzen Surface Laptop 4 mit 15 Zoll großem Bildschirm, AMD Ryzen 7 mit 2,0 Ghz, 16 GB RAM und 512 GB SSD-Speicher. Alternativ wird von Microsoft auch ein kleinerer Bildschirm und schwächerer Prozessor angeboten. Bei der SSD-Kapazität kann sowohl beim kleinen Gerät als bei dem uns vorliegenden 15-Zoller zwischen 256 GB, 512 GB und 1 TB gewählt werden, beim RAM zwischen 8 GB, 16 GB und 32 GB.

Hybrides Arbeiten: Der Surface Laptop 4 zu Gast auf dem Balkon.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Die Abmaße des Testgeräts belaufen sich auf 13,4 x 9,6 x 0,58 Zoll (339,5 x 244 x 14,7 Millimeter). Um dies richtig einzuordnen, bietet sich ein Vergleich mit dem Macbook Air an: Dieses ist zwar weniger breit (30,41 Zentimeter) und tief (21,24 Zentimeter) als der Microsoft-Konkurrent. Zugleich ist das Macbook Air mit 1,61 Zentimetern an der dicksten Stelle aber auch dicker. In punkto Gewicht hat der Surface Laptop mit 1,542 Kilogramm gegenüber dem Macbook Air mit 1,29 Kilogramm wiederum wieder das Nachsehen.

In der Praxis ist dies jedoch nicht allzu dramatisch: Der Surface Laptop 4 wurde im Test mehrmals zwischen Zuhause und Büro hin- und hergetragen und wechselte auch in den Räumlichkeiten des STANDARD mehrmals den Besprechungsraum – dabei war das Gerät in der subjektiven Wahrnehmung deutlich leichter als vieles, was man sonst aus der Welt der Business-Laptops kennt.

Laptop sucht Anschluss

Recht dünn ausgestattet ist der Microsoft Surface Laptop 4 aber auch, wenn es um Anschlüsse geht. So gibt es neben einem Kopfhöreranschluss und einem Surface-Connect-Port zum Anschließen an diverse Docking-Stations lediglich einen USB-A- und einen USB-C-Port.

Die Anschlussmöglichkeiten des Surface Laptop 4 sind eher begrenzt.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Auch im Jahr 2021, in dem eigentlich vieles über Bluetooth und Cloud-Speicher laufen sollte, wirkt diese Ausstattung in der Praxisanwendung recht spartanisch. Wer etwa gerne nach wie vor mit einer kabelgebundenen Maus arbeitet, der hat den USB-A-Port besetzt – und muss diese abstecken, wenn er doch mal einen USB-Stick anstecken möchte. Ebenso fehlt ein Slot für SD-Karten.

Klar: Man könnte auch ausschließlich auf eine Bluetooth-Maus, Cloud-Speicher und Foto-Übertragung von der Kamera via WLAN setzen. Aber ein Fallback-Szenario für Reliquien aus der "alten" IT-Welt ist leider noch immer vonnöten. Es dürfte also ratsam sein, stets einen USB-Splitter dabei zu haben, um bei Bedarf mehrere Geräte gleichzeitig anschließen zu können. Das Gleiche gilt für einen externen SD-Reader, falls dieser benötigt wird.

Display, Kamera, Trackpad und Tastatur

Das Trackpad hat eine Größe von 115 x 76,66 Millimetern, was in der Praxis keine Wünsche offenlässt. Die Tastatur lässt sich in drei unterschiedlichen Helligkeitsstufen im Hintergrund beleuchten. Generell tippt es sich auf ihr recht angenehm, wiewohl die Tasten weniger nachgeben als bei anderen Tatstaturen – und dadurch das vertraute laute Klackern entfällt, was aber wiederum die Nerven der Kolleginnen und Kollegen schont.

Die Tastatur des Surface Laptop 4 ist angenehm leise.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Das Display löst mit 2496 x 1664 Pixeln (201 PPI) auf. Wer möchte, der kann es dank Touchscreen-Funktion auch direkt mit dem Finger bedienen – wobei sich im Arbeitsalltag schlichtweg die Bedienung mit Maus und Tastatur etabliert hat. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass das Display nicht matt, sondern "glossy" ist. Das bedeutet in der Praxis, dass die Darstellung zwar genereller fetziger wird, sich das Display aber bei heller Sonneneinstrahlung (was in Zeiten des Teleworking nicht gerade selten vorkommt) in einen Schminkspiegel verwandelt.

Ein ungewolltes Selfie im spiegelnden Display.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Die Kamera wiederum löst mit 720p auf und hat eine Blende von 2.0. Damit lassen sich Videokonferenzen wunderbar bewältigen, die Bildqualität wurde von Gesprächspartnern als zufriedenstellend empfunden.

Anzumerken bei der Kamera ist auch, dass sie eine Gesichtserkennung via "Windows Hello" ermöglicht. So soll man sich nicht mehr per Passwort oder PIN einloggen müssen, stattdessen wird das Gesicht des Users erkannt und der Rechner automatisch entsperrt. In der Praxis funktioniert das meist gut – nicht erkannt wurde mein Gesicht aber, wenn ich eine Sonnenbrille oder eine FFP2-Maske trug.

Akkuleistung und ein leises Surren

Laut Hersteller hält der Akku bis zu 17,5 Stunden, dieser Wert konnte im Test jedoch nicht erreicht werden. So wurde im Energiesparmodus eine Stunde lang parallel mit MS-Word und dem Online-Tabellentool eines Konkurrenzprodukts gearbeitet, in dieser Zeit verringerte sich die Akkuleistung von 100 auf 90 Prozent.

Im Arbeitsmodus auf bestmöglicher Leistung (auf Kosten der Akkudauer) wurden hingegen 20 Prozent der Akkuleistung verbraucht. Und innerhalb von einer Stunde Gaming im Hochleistungsbetrieb verringerte sich die Akkuleistung gar um 50 Prozent.

Immerhin: In der Praxis bedeutet das, dass man im Energiesparmodus durch den Arbeitstag kommen sollte, und ein Fußballspiel mit anschließend ein wenig Schreiben geht sich mit einer Akkuladung ebenfalls aus.

Äußerst positiv ist die Lautstärke des Geräts zu beurteilen. Denn im regulären Betrieb ist der Surface Laptop 4 so gut wie lautlos. Lediglich in manchen Fällen ist ein leichtes Surren zu vernehmen – und das eigentlich auch nur während des Benchmarktests und während einer Gaming-Session im Hochleistungsbetrieb in der prallen Sonne.

Bereit für Windows 11

Hat man sich einmal eingelogged und alles eingerichtet, so bekommt man das, was man erwartet: Windows 10 Home für Consumer und Windows 10 Pro für die kommerzielle Anwendung. Ebenfalls ist eine 30-Tage-Testversion für Microsoft 365 Family.

Und weil sich die Frage natürlich aufdrängt: Ja, selbstverständlich findet sich auch der Surface Laptop 4 unter jenen Geräten, die zum Zeitpunkt des Releases bereit für Windows 11 sind.

Surface Laptop 4 im Benchmarktest

Ergänzend zu den Praxiserfahrungen haben wir den Surface Laptop 4 auch Benchmarktests unterzogen. Zur Anwendung kommt etwa das Tool PC Mark 10, das die Performance eines Rechners in einem herausfordernden Arbeitsalltag misst, indem etwa mehrere Office-Anwendungen oder Videocalls gleichzeitig simuliert werden.

Beim Benchmarktest mit PC Mark 10 erreicht der Surface Laptop 4 einen Wert von 4556 – was besser ist als 41 Prozent der insgesamt mit dem Tool gemessenen Geräte und im Ranking vor einem Gaming-Laptop, aber hinter einem gewöhnlichen Büro-Laptop (jeweils aus dem Jahr 2020) liegt.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Aber natürlich lebt der Mensch nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Spielen. Daher haben wir den Surface Laptop 4 ergänzend auch mit dem Benchmark-Tool 3D Mark getestet, welches die Leistung bei Gaming und Grafikrenderings ermittelt.

Und hier schneidet der Laptop im Ranking deutlich schlechter ab: 1521 Punkte bringt der Surface Laptop 4 im Benchmarktest 3D Mark auf die Waage, was lediglich besser ist als drei Prozent der anderen gemessenen Geräte. Der Surface Laptop 4 rangiert damit deutlich hinter einem Gaming-Laptop aus dem Jahr 2020, aber immerhin vor anderen Büro-Laptops. Anzumerken ist hier, dass der Benchmarktest den Grafikkartentreiber nicht akzeptiert hat.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Allerdings sollte betont werden, dass man sich von diesen Ergebnissen nicht unnötig irritieren lassen sollte. Denn im Alltag liefen alle Office-Anwendungen flüssig, und auch das – zugegebenermaßen ein wenig in die Jahre gekommene – Fallout 4 ließ sich in der höchstmöglichen Grafikkonfiguration ruckelfrei spielen. Trotzdem: Wer volle Leistung möchte, der ist zweifelsfrei mit einem Standrechner besser beraten.

Fazit: Der Surface Laptop 4 als Buddy im Büro

Ist der Surface Laptop 4 also den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gewachsen? Jein. Denn wie immer gilt: Für Vorteile müssen zugleich Nachteile in Kauf genommen werden. So ist ein leichtes, flaches Gerät genau das, was man in Zeiten des mobilen Arbeitens braucht – zugleich schränken die fehlenden USB-Ports und SD-Slots den User aber in seinen Möglichkeiten ein. Das glänzende Display macht sich toll in einem Besprechungszimmer und bei Videokonferenzen – ein Arbeiten am See wird dadurch jedoch deutlich erschwert. Und wer mit seinem Gerät spielen möchte, der dürfte ohnehin bald an seine Grenzen stoßen – zumindest laut Benchmarktest.

Der Surface Laptop 4 ist somit nicht für jedermann und nicht für jede Situation geeignet. Wofür er aber sehr wohl taugt: zu Hause arbeiten, das leichte Gerät einstecken, dann damit ins Office fahren, die Kollegen dank leiser Tastatur weniger nerven, an stundenlangen Meetings mit schöner Kamera- und Bildqualität teilnehmen. Und seien wir uns mal ehrlich: Das sind meist auch genau die Punkte, auf die es im Arbeitsalltag ankommt. (Stefan Mey, 7.7.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde von Microsoft zur Verfügung gestellt.