Ein Sommer wie damals – welche Sehnsucht diese Worte wecken! Erinnerungen an endlose, ineinander verschwimmende Stunden, Tage, Wochen im Freibad. Der Geruch von Sonnencreme und dem warmen, feuchten Holz einer Sonnenpritsche. Ein gelungener Köpfler vom Sprungbrett, ein spannendes Buch auf dem Badetuch, ein Eis am Stiel.

Sie sehen schon: Das Thema ist mit wohlig-angenehmen Gefühlen aufgeladen. Das wissen auch Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Die Zukunft von Schwimmbädern ist eine hochemotionale Frage, eine etwaige Schließung kann zu hitzigen Debatten in einer Gemeinde führen.

Die Zukunft von Schwimmbädern ist eine hochemotionale Frage.
Foto: imago images/Karina Hessland

Doch Betriebskosten von 10.000 bis 15.000 Euro, noch ganz ohne Reparaturen und Gehälter für Personal gerechnet, muss ein kleiner Ort erst einmal wegstecken können. Die Eintrittspreise decken in der Regel die Kosten nicht einmal annähernd ab. Das gilt auch für Wien, wo Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Wahlkampf 2020 nicht zufällig mit einer Bäderoffensive warb und die Stadt jährlich Millionen zuschießt.

Keine Ortschefin und kein Ortschef hat daher ein Problem damit, sich öffentlich zu den roten Zahlen eines Bades zu bekennen. Wenn man mit Bürgermeistern über die Erhaltung und Kosten von Bädern spricht, hört man oft, dass es einfach zur Aufgabe einer Gemeinde gehöre, ein Bad im Ort als Freizeitangebot anzubieten. So wie Kinderbetreuung und Straßenerhaltung immer etwas kosten, zählen auch Freibäder zu den ureigenen Aufgaben einer Gemeinde.

Kinderrutsche und Babybecken

Das sieht auch die Kundschaft so. Aber auch ihre Ansprüche sind gestiegen. Kinderrutsche oder Babybecken waren in den 1960er- bis 1980er-Jahren, in denen viele Bäder in Österreich errichtet wurden, noch nicht üblich. Viele Einrichtungen aus dieser Zeit sind von Grund auf sanierungsbedürftig. Und dafür fehlt, trotz Zuschüssen der Bundesländer, oft das Geld. Deshalb schließen in immer mehr Gemeinden die Bäder ihre Pforten.

Das Gute ist, dass dieser Druck Ortschefinnen und Ortschefs auch kreativ werden lässt. Gemeinden schließen sich zusammen, um gemeinsam einen Standort zu erhalten. Man setzt auf das Engagement Freiwilliger aus der Bevölkerung. Oder man verbindet eine anstehende Sanierung mit der Ausweitung des Angebots um eine neue Attraktion, die mehr Besucher anzieht.

Das bringt neue Probleme mit sich. Einerseits wünschen sich Einheimische und Urlauber das Bad im Ort, in das man zu Fuß oder mit Rad gelangt. Zugleich steigen die Ansprüche der Menschen. Aber nur wenige Gemeinden haben das Geld, aus dem alten Becken ein Erlebnisbad zu machen, das vielleicht auch als Tourismusmagnet dienen kann.

Solche regionalen Erlebnisbäder sind außerdem nicht für alle erreichbar, insbesondere nicht für Kinder und ältere Menschen ohne Pkw. Die Zukunft von lokalen Bädern hängt nicht nur davon ab, ob die Kommunen zur Erhaltung bereit sind, sondern auch davon, wie sehr sie geschätzt werden.

Wenn sich immer mehr Familien entscheiden, mit dem Auto in die mehrere Kilometer entfernte Wasserwelt zu fahren, wo vielleicht auch Wellenbecken und Riesenrutsche locken, dann geht den kleinen Bädern im Ort endgültig die Luft aus. Ob diese überleben, entscheidet also nicht nur die Politik, sondern jeder Badegast selbst. (Gudrun Springer, 8.7.2021)