Viele Freibäder in Österreich sind sanierungsbedürftig. Die Kosten stellen Gemeinden vor die Frage: Schließen oder umbauen?

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Die Gespräche über eine Erhaltung des Freibads in Reichenau an der Rax fruchteten nicht. Das vor zehn Jahren von der niederösterreichischen Gemeinde verkaufte und seither privat betriebene Bad ist nun geschlossen. Die Kommune betreibt noch ein Schwimmbad im Ortsteil Edlach, zwei Kilometer weiter. Das bedeutet auch schon hohe Ausgaben. Bürgermeister Johann Döller (ÖVP) beziffert sie mit 10.000 bis 15.000 Euro im Jahr – noch exklusive Personalkosten oder Reparaturen. Den laufenden Betrieb bestreitet ein Verein, Freiwillige packen mit an.

Das Beispiel zeigt: In manchen Regionen ist die Dichte der Schwimmbäder so hoch, dass nicht überrascht, wenn auch einmal ein Standort schließt. Die Ausführungen des Bürgermeisters zeigen aber auch das stärker verbreitete Problem: Ein Bad zu betreiben und zu erhalten ist für Gemeinden mit erheblichen Kosten verbunden.

"Nie kostendeckend"

"Generell kann man sagen, dass Freibäder und Hallenbäder de facto nie kostendeckend geführt werden können", heißt es dazu vom Gemeindebund. Kommunen müssten immer etwas zuschießen.

Das ist nicht nur in ländlichen Gebieten so, wo teilweise die Bewohnerzahlen sinken und damit die Zahlen potenzieller Badegäste. Auch Wien muss für den Betrieb der Bäder jährlich einige Dutzend Millionen Euro zuschießen. 2020 waren es 46,7 Millionen, 2019 etwas weniger. Die Tendenz geht aufgrund steigender Energie- und Personalkosten nach oben.

Modernisierung steht an

Zu den laufenden Kosten kommt ein großer Investitionsbedarf: Die meisten Bäder wurden in den 1960er- bis 1980er-Jahren errichtet. "Die Sanierung der in die Jahre gekommenen Bäder ist laut Gemeindebund "eine finanzielle Herausforderung für die Gemeinden", manche Kommunen würden daher bei anstehenden Renovierungen über Schließungen nachdenken.

Daher gibt es auch immer weniger Schwimmbäder in Österreich. Allein die Zahlen der letzten Jahre zeigen das: 2018 gab es 379 Freibäder, 2020 nur mehr 331. Die Zahl reiner Hallenbäder sank in diesem Zeitraum von 111 auf 94, jene der Mischform aus Hallen- und Freibad von 150 auf 142. Auch See- und Strandbäder wurden deutlich weniger – von 127 auf 95.

Konkurrenz mit Attraktionen

Zurück nach Reichenau an der Rax: Das Bad in Edlach hat trotz geschlossenen Bads in Reichenau eine weitere Konkurrenz in nur sieben Kilometern Entfernung. "Die Jungen brauchen Rutschen und einen Sprungturm, viele fahren dafür nach Gloggnitz", sagt Bürgermeister Döller.

Eine Modernisierung und Attraktivierung der Bäder ist auch in Wien aktuell ein Thema – bei leicht steigenden Besucherzahlen (abgesehen vom Corona-Jahr). Zumindest in den Hallenbädern nimmt der Besucherandrang tendenziell zu, in den Freibädern schwankt er wegen der Wetterabhängigkeit. Im Frühjahr 2020 – also wenige Monate vor der Wien-Wahl – verkündete Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), bis 2030 rund 100 Millionen Euro in die Wiener Bäder zu investieren.

Etwa 420.000 Euro davon flossen nun in die Umgestaltung des Außenbereichs des Jörgerbads in Wien-Hernals, der am Mittwoch eröffnet wurde. Die Liegewiese wurde vergrößert und ein Wasserspielplatz für Kinder errichtet.

Neubau an altem Standort

Auch im steirischen Gröbming entschied man sich vor zwölf Jahren, mehr Geld in die Hand zu nehmen und das damals etwa 40 Jahre alte Freibad durch ein modernes zu ersetzen – samt Wellnessbereich für den Winter.

"Das Bad war schon sehr sanierungsbedürftig", erzählt Bürgermeister Thomas Reingruber (SPÖ). Von den 4,5 Millionen Euro an Kosten übernahm das Land Steiermark rund zwei Millionen Euro. Die laufenden Betriebskosten muss die Gemeinde freilich aus eigener Tasche begleichen.

Für Bürgermeister Reingruber ist die Entscheidung trotzdem klar. "Kein Freibad, kein Hallenbad ist lukrativ", sagt er. "Aber es dient Familien und Kindern zu Erholungs- und Freizeitzwecken. Und dazu haben wir als Gemeinde einen Auftrag zu erfüllen." (Gudrun Springer, 8.7.2021)