In Tirol zeichnet sich eine tragfähige Lösung zur Fortführung der Kindertherapiezentren ab. Durch neue Trägerschaft und Kooperationspartner soll die Versorgung von rund 1300 Kindern sichergestellt werden.

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In der Diskussion um die Tiroler Kinder- und Jugendtherapiezentren der Vereine Eule sowie For Kids zeichnet sich nun eine Lösung ab. Demnach soll das Diakoniewerk künftig die Zentren betreiben. Die Diagnostik in "komplexen Fällen" sowie die "medizinische Qualitätssicherung" sollen künftig in der Verantwortung der Tirol Kliniken liegen. Der Dachverband der Organisationen für Menschen mit Behinderungen (argeSODiT) sowie der Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD) haben bereits angekündigt, diese Pläne zu unterstützen.

Im Mai war bekannt geworden, dass das Land Tirol die Einrichtungen der Eule und von For Kids, in denen tirolweit mehr als 1300 Kinder mit Entwicklungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten behandelt werden, mit Jahresende schließen will. Hintergrund der Schließungspläne war die Ankündigung des Vereins Lebenshilfe Tirol, des Trägers der Eule-Zentren, sich mangels finanzieller Mittel zurückzuziehen. Auch das Diakoniewerk, Träger von For Kids, hatte angekündigt, die Arbeit nicht fortführen zu können, weil die vom Land und der Österreichischen Gesundheitskasse zuerkannten Tarife nicht ausreichen würden, um kostendeckend zu arbeiten.

Zentren in Bezirken bleiben bestehen

Die zuständige Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) wollte ursprünglich eine dezentrale Lösung erarbeiten, bei der die rund 100 Therapeutinnen künftig als Freiberuflerinnen ihre Arbeit fortführen sollten. Doch im Zuge von Gesprächen mit der ÖGK, dem Diakoniewerk sowie den Tirol Kliniken konnte nun ein Modell gefunden werden, das die Zentrumsstrukturen in den Bezirken weiterführt. Dies war eine der Forderungen, die im Zuge der Kritik an den Schließungsplänen laut wurden.

"Es war mir immer ein großes Anliegen, das Angebot der therapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen niederschwellig und flächendeckend aufzustellen. Die Therapie soll zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt. Nach der Entscheidung der Lebenshilfe, das Angebot der Eule nicht fortzuführen, musste ein neues Modell erarbeitet werden. Dabei sehe ich auch die Chance, eine Qualitätsoffensive zu starten. Das neue Grundgerüst sieht vor, dass sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in Zentren Therapien angeboten werden. Mit den Tirol Kliniken als neuem Partner ist uns zusätzlich ein Qualitätssprung gelungen. Zukünftig sind eine unabhängige Diagnostik sowie eine Evaluation der Therapiepläne sichergestellt", erklärt dazu Landesrätin Fischer.

Positive Reaktionen

Ludwig Plangger, Obmann der argeSODit, zeigt sich mit der angestrebten Lösung ebenfalls zufrieden: "Dass neben den Therapiezentren auch mit dem niedergelassenen Bereich geplant und engmaschig zusammengearbeitet wird, stimmt mich positiv. Ein flächendeckendes Angebot war uns stets ein großes Anliegen."

Seitens des Diakoniewerks betont Michael König, dass es "eine klare, sichere und langfristige Lösung für die Kinder und für die Mitarbeiterinnen" brauche. Daher habe man sich bereit erklärt, diese Verantwortung zu übernehmen: "Wir stehen bereit, die Zentren in Tirol zu sichern sowie die Therapieversorgung zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Wir warten nun auf die Entscheidung seitens der Kostenträger Land Tirol und ÖGK", sagt Geschäftsführer König. Sollte es zu einer Beauftragung durch die Kostenträger kommen, werde man umgehend das Gespräch mit den bisherigen Mitarbeiterinnen der Therapiezentren suchen und diese "einladen, dass sie den Weg auch mit dem Diakoniewerk gehen, selbstverständlich auch mit der Möglichkeit eines Dienstverhältnisses". (Steffen Arora, 8.7.2021)