Update: Die aktuellere Übersicht der größten Medienhäuser 2022 finden Sie unter diesem Link.

Wien – Erst kommt der ORF, dessen Konzernboss ab 2022 am 10. August bestellt wird, und dann lange nichts: Der weitaus größte Medienkonzern des Landes brachte auch das Corona-Jahr 2020 dank Gebühren, entschlossenen Werbeverkaufs und der Kurzarbeit gut hinter sich. Kurzarbeit – wie auch Sonderförderungen – hat vielen Medienhäusern durch das Jahr 2020* geholfen.

Foto: STANDARD-Grafik

Gegen die gigantischen Werbeumsätze des digitalen Weltmarktführers sind sie alle geradezu verschwindend klein: 124 Milliarden Euro setzte Alphabet, der Mutterkonzern von Google und Youtube, weltweit mit Werbung um. Werbung, die auch eine der wichtigsten Einnahmequellen klassischer Medienhäuser ist, mit der sie Journalismus und Unterhaltung finanzieren.

In Österreich nahmen die globalen Digitalriesen wie Google, Facebook, Amazon und Co zusammen 2020 mit Werbung rund 1,1 Milliarden Euro ein. Das zeigen die Einnahmen der Republik aus der Digitalsteuer, die auf Werbung aus Österreich bei internationalen Konzernen eingehoben wird. Sie setzen hier pro Jahr also etwa so viel um wie der ORF aus GIS-Gebühren, Werbung und anderen Einnahmequellen insgesamt.

Milliardenkonzern ORF

Mit etwas mehr als einer Milliarde Euro Konzernumsatz ist er mehr als doppelt so groß wie die nächstkleineren, privaten Mitbewerber in der STANDARD-Übersicht der größten Medienhäuser in Österreich.

Der Konzernumsatz des ORF ging 2020 im Vergleich zu 2019 zwar um rund 36 Millionen Euro zurück. Das Konzernergebnis hat der öffentlich-rechtliche Riese aber von 12,5 auf 26,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Da sind schon die Ergebnisanteile von Mitgesellschaftern an ORF-Tochterfirmen, insbesondere Raiffeisen an der ORF-Sendertochter ORS, abgezogen.

Der öffentlich-rechtliche ORF, organisiert als Stiftung, baut auf soliden 645 Millionen Euro aus GIS-Gebühren. Dieses "Programmentgelt" bekommt er für die Erfüllung seiner gesetzlichen Aufträge. Im kommenden Herbst, nach der Generalswahl am 10. August, steht ein Gebührenantrag an, mit Erhöhung ist ab Frühjahr 2022 zu rechnen. Rund 200 Millionen Euro holt der ORF zudem aus Werbung, weitere 33 Millionen aus Sonderwerbeformen.

Die Zusammenstellung der Daten für die STANDARD-Medienübersicht ist ein recht aufwändiger Prozess. Sollten Sie Fehler entdecken, danken wir für Hinweise. Die ÖWA Plus für Onlinereichweiten wird gerade neu organisiert, wir haben daher diesmal mangels aktueller Daten auf Onlinereichweiten verzichtet.

Sonderfall Red Bull

Die Nummer zwei im Medienmarkt ist medienwirtschaftlich ebenfalls ein Sonderfall: 469 Millionen Euro Umsatz machte das über Wirtschaftsdaten besonders schweigsame Red Bull Media House 2019 laut jüngst verfügbarem Jahresabschluss.

Aus früheren Abschlüssen (und internen Infos) kann man schließen, dass nur ein Bruchteil davon – geschätzt rund 60 Millionen Euro – etwa aus Werbeumsätzen von Servus TV und Magazinen wie Servus in Stadt und Land oder Red Bulletin kommt. Den großen Rest dürfte der Mutterkonzern Red Bull beisteuern, für Kommunikationsaufgaben im weiteren Sinne.

Weniger Umsatz für Mediaprint, Styria, ProSiebenSat1Puls4 2020

Viele private klassische Medienhäuser von Mediaprint und Styria abwärts, etwa auch ProSiebenSat1Puls4, nahmen im Corona-Jahr 2020 ein Stück weniger ein als 2019.

Einige der Umsätze der Medienhäuser können wir für die Übersicht nur schätzen: Die "Heute" etwa veröffentlicht nach einer Ausnahme für den Verlag 2018 keine Umsätze, Wolfgang Fellner schwieg diesmal auf Anfragen zur Mediengruppe Österreich.

Die Pay-Gruppe Sky investiert zwar kräftig in österreichische Inhalte wie Fußballbundesliga, David Schalkos "Ich und die Anderen" und die ab 21. Oktober abrufbare Miniserie "Die Ibiza-Affäre" mit Andreas Lust und Nicholas Ofczarek; Kennzahlen für Österreich veröffentlicht sie aber nicht, seit sie vom US-Konzern Comcast übernommen wurde. Ältere Abschlüsse deuten auf 170 Millionen Euro hin, damit ist Sky größte Privatfernsehgruppe im Land.

Wie lief 2020, wie läuft es 2021?

Max Dasch, Geschäftsführer der SN-Gruppe, beschreibt 2020 so: "Nach einem zuversichtlichen Start im Jahr 2020 hat uns die Corona-Pandemie vor Augen geführt, wie schnell gewohnte Sicherheiten, eingespielte Umgangsformen und errungene Freiheiten unter Druck geraten. Für unabhängige und qualitätsvolle Medien eine Situation, in der ihre Verantwortung gegenüber ihren Leserinnen und Lesern umso deutlicher spürbar war und täglich unter schwierigsten Bedingungen wahrgenommen werden musste. Der Bedarf an valider Information, an Kontrolle und objektiver Einordnung hat in dieser Zeit immens zugenommen, dies spiegelt sich bis heute in unseren Leser- und Nutzerzahlen sowie in Markterhebungen wie der Corona-Mediennutzungsstudie vom Gallup-Institut wider. Jetzt gilt es, diesen Aufwind für Qualitätsjournalismus zu nutzen und nachhaltig die wichtige Funktion und wertvolle Stellung dessen in Österreich abzusichern."

Die Moser Holding weist zu ihren Daten 2019/20 darauf hin, "dass wir infolge der Pandemie in Quartal 2/20 massive Umsatzeinbrüche verzeichnen und in Anbetracht der sich abzeichnenden Situation außerordentliche Wertberichtigungen vornehmen mussten. Förderungen wurden unter anderem für die Inanspruchnahme von Kurzarbeit verbucht."

Wolfgang Fellner über die Entwicklung der Mediengruppe Österreich: "Schwächere Werbeerlöse bei Print wurden durch deutliche Zuwächse bei der Sonntagszeitung (etwa auch durch zwei neue Sonntags-Magazine) ausgeglichen. Online wurde das Angebot durch neue Portale aber auch durch neue E-Commerce-Beteiligungen (etwa beim Restaurant-Lieferservice HabGusta) erweitert. Im TV konnte der Marktanteil von oe24-TV gegenüber Vorjahr mehr als verdoppelt werden."

Die Führung des großen Gratiswochenzeitungsrings RMA sieht 2021 mit Optimismus: "Der Geschäftsentwicklung 2021 sehen wir grundsätzlich positiv entgegen, denn wir haben eine starke Basis und sind gut vorbereitet." (fid, 4.8.2021)