Fünf Jahre nach einem Attentat auf den Journalisten Can Dündar (im Bild) in der Türkei ist der Schütze verurteilt worden.

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Istanbul – Gut fünf Jahre nach einem Attentat auf den regierungskritischen Journalisten Can Dündar in der Türkei ist der Schütze verurteilt worden. Der Attentäter wurde zu drei Jahren und einem Monat Haft sowie zu Geldstrafen verurteilt, wie aus den der dpa vorliegenden Gerichtsunterlagen vom Donnerstag hervorging. Das Urteil erging wegen Bedrohung mit einer Waffe, vorsätzlicher Körperverletzung und illegalen Waffenbesitzes. Die Haftstrafe wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt.

Im Mai 2016 hatte der nun Verurteilte vor einem Gerichtsgebäude in Istanbul auf Dündar geschossen, diesen jedoch verfehlt. Yagiz Senkal, ein weiterer Journalist, wurde verletzt. Der Attentäter wurde im Oktober 2016 aus der Untersuchungshaft entlassen.

"Liebevoller Richter"

Der im deutschen Exil lebende Dündar kommentiert das Urteil höhnisch auf Twitter: "Was es nicht für gute Richter gibt, nicht wahr? (...) Der liebevolle Richter hat auch noch Strafminderung wegen guter Führung angewendet und die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Der Mann ist ohnehin frei. Allen Attentätern zur Kenntnis."

Wegen Berichten über eine Beteiligung des türkischen Geheimdienstes an Waffenlieferungen für Islamisten in Syrien wurde Dündar, der ehemalige Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", im gleichen Jahr zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Er verließ das Land und lebt mittlerweile in Berlin. In der Türkei laufen weiterhin Prozesse gegen ihn. (APA, dpa, 8.7.2021)