Zwar wird Begrünung in Wien gefördert, doch Vorurteile sind weitverbreitet – auch unter Hausverwaltungen.

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Wenn nicht gerade die Außenjalousien meiner Wohnung heruntergelassen sind – was die Hitze übrigens wirklich effektiv draußen hält –, schaue ich oft rüber zum Nachbarhaus. Man könnte es mit ein wenig Überwindung als steppengrasgrün bezeichnen, mein Wohnhaus wiederum mit ähnlich viel Fantasie als ozeanblau. Farblich sind die zwei Häuser die mutigen Ausreißer in unserer grauen Straße. Das kann man schön finden – oder nicht.

Klar ist: Diskussionen über Hausfassaden sind wichtig – und sollten einen Schritt weiter gehen. Eigentlich sollen Häuser nicht nur schön ausschauen, sondern auch zur Lebensqualität im Grätzel beitragen. Eine begrünte Fassade schützt das Gebäude vor Hitze und kühlt den Straßenraum. Wie erstrebenswert das ist, weiß, wer zuletzt in der Stadt mit ihren zahlreichen Hitzeinseln unterwegs war.

In unserem Wohnhaus gibt es daher Versuche, das Haus und den Straßenraum zu begrünen. Seit zwei Jahren stehen fünf – offiziell bewilligte – Blumentröge an der Fassade, aus denen Flieder und Lavendel wuchern. Anfangs hoben hier noch die Hunde der Umgebung hingebungsvoll ihr Bein, mittlerweile haben sich die Tröge etabliert. Konkret bedeutet das: Müll haben wir schon länger keinen rausklauben müssen.

Als nächster Schritt wird nun zaghaft eine Begrünung der Fassade diskutiert. Der Weg ist weit: Zwar wird Begrünung in Wien gefördert, doch Vorurteile sind weitverbreitet – auch unter Hausverwaltungen. Daher an dieser Stelle: Nein, Fassadenbegrünung bedeutet nicht, dass gleich das ganze Haus mit Efeu überwuchert werden soll.

Ein Nebeneffekt: Manch mehr oder weniger gelungene Fassade würde so im Sommer hinter dem Grün verschwinden. Es würde vortrefflich zu Ozeanblau passen. Zu Steppengrasgrün sowieso. (Franziska Zoidl, 9.7.2021)