Jetzt mit weniger Leistung: Oneplus 9 und Oneplus 9 Pro.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Das ist dann doch eher ungewöhnlich: Mit einem Update nach der Veröffentlichung – und den ersten Tests – reduziert der Smartphone-Hersteller Oneplus kurzerhand die Leistung seiner aktuellen Topgeräte – und verheimlicht das zunächst. Erst als den Hardwareexperten von Anandtech in ihren Tests seltsame Effekte auffielen und eine Empörungswelle ins Laufen kam, bestätigte der Hersteller nun, dass es sich dabei nicht um ein Versehen handelt.

Alles mal schön langsam

Mit aktuellen Softwareversionen werden bei Oneplus 9 und Oneplus 9 Pro zahlreiche Apps in ihrer Leistung gedrosselt. Rund 300 der beliebtesten Apps soll das treffen, darunter auch den Browser Chrome. Das Ergebnis fällt bei diesem besonders dramatisch aus, in einzelnen Tests hatte Anandtech einen Leistungsverlust von 75 Prozent festgestellt.

In einer Stellungnahme gegenüber XDA Developers spricht Oneplus nun davon, dass diese Anpassung auf Feedback der eigenen Kunden vorgenommen wurde. Und zwar um zwei Schwachpunkte der Geräte zu adressieren: die Hitzeentwicklung sowie die Akkulaufzeit. Beides Defizite, die auch im STANDARD-Test angesprochen wurden. In diesem wurde nicht nur die schwache Laufzeit kritisiert, das Leistungsniveau des genutzten Snapdragon 888 bricht unter Last auch sehr flott ein.

Verblüffung

Insofern ist der Hintergrund also nachvollziehbar, dass ein Hersteller auf solch eine Situation mit einer Leistungsdrosselung reagiert, ist allerdings ungewöhnlich. Dass dies nicht offen kommuniziert wird, um so mehr. Zumal damit jetzt auch viele der Leistungsangaben, die in den Tests der Geräte zu finden sind, einfach nicht mehr stimmen – oder im Vergleich zur real erzielbaren Performance in vielen Apps irreführend sind.

Insofern ist es auch nicht überraschend, dass der Bericht bereits zu ersten Konsequenzen geführt hat. Die populäre Benchmark-App Geekbench hat das Oneplus 9 und das Oneplus 9 Pro aus den Charts entfernt. Man sehe das als eine Form der Benchmark-Manipulation an, heißt es. Zudem untersuche man derzeit noch, ob auch andere Oneplus-Geräte betroffen sind.

Der SoC

Ganz generell muss betont werden, dass sich diese Überhitzungseffekte mit geringen Abstufungen bei allen Smartphones mit dem Snapdragon 888 zeigen. Es ist auch nicht der erste Topchip von Qualcomm, der zu ähnlichen Problemen neigt. So hatte etwa der Snapdragon 810 vor einigen Jahren mit massiven Schwierigkeiten in diesem Bereich zu kämpfen. Ganz so stark wie damals – wo der SoC in der Praxis dann oft gar langsamer als seine Vorgänger war – dürfte es dieses Mal zwar nicht sein, aber wie die Reaktion von Oneplus zeigt, ist das Thema auch nicht zu vernachlässigen. (apo, 8.7.2021)