Immerhin, Verwechslungsgefahr mit anderen Olympia-Teilnehmern besteht nicht. Während die USA sich von Kim Kardashian und Ralph Lauren, die Briten von der Marke Ben Sherman und die Deutschen von Adidas ("mehr Tiktok als Tupperware", urteilte die "Welt") einkleiden lassen, hat das österreichische Team für seinen Auftritt in Tokio die Lederhosen eingepackt. Und das zum wiederholten Mal. Schon 2016 in Rio trat man in Lederhosen an, allerdings aus Ziegenleder-Velours. Mit den Leinenlederhosen passt sich der Pongauer Hersteller Adelsberger, seit 2014 Ausstatter des österreichischen Teams, den klimatischen Bedingungen in Japan an. Es soll heiß werden, rund 35 Grad bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Dafür, dass man zum krachledernen Wiederholungstäter wurde, kann es eigentlich nur einen Grund geben: Der alpenländische Lederhosen-Schmäh scheint sich im Ausland bewährt zu haben. Es geht ja schließlich nicht um irgendwas. Die Olympischen Spiele seien heute nicht mehr nur Sportveranstaltung, sondern auch eine "riesige Modenschau", in Tokio werde man mit der Leinenlederhose "wieder einen starken österreichischen Akzent setzen", ließ ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel ausrichten. Bernhard Adelsberger, Chef des Herstellers, glaubt gar: "Die Hosen werden mit Sicherheit für Furore sorgen."

Wie sehr die Uniform den Geschmack des 75-köpfigen Olympia-Teams trifft, ist schwer einzuschätzen "Der Olympia-Look taugt uns. Ich glaube, wir können uns sehen lassen!", zitiert der ÖOC die Judoka Magdalena Krssakova.

Die Segler Tanja Frank und Thomas Zajac Anfang Juli während eines Medientermins des ÖOC.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Und so werden denn nun die Leinenlederhosen selbstbewusst mit sportlichen Oberteilen (in Rot, Weiß, Schwarz) vom langjährigen deutschen Ausstatter Erima kombiniert – dazu gibt's Sneaker von Salomon, die nach Olympia recycelt werden können, Kompressionssocken von Lenz und Sonnenbrillen von J. Athletics.

Man könnte sagen: Die 58 Teile umfassenden Uniformen des olympischen Teams sehen aus, als könnten sie sich nicht so recht zwischen Fitnesscenter und Wiener Wiesn-Zelt entscheiden. Die Botschaft: Wir sind ein bisserl sportlich, ein bisserl traditionsbewusst, mit einem Bein auf dem Berg, mit dem anderen in Tokio.

Andreas Gabalier

Und ein bisserl nah dran am Charme des Andreas Gabalier. Wir erinnern uns: Der Volks-Rock-'n'-Roller buhlt neuerdings in Lederhose, Sneakern und Hoodie um die Generation Tiktok. Das zumindest dürfte der ÖOC nicht nötig haben. (feld, 14.7.2021)