Das vom Kameradschaftsbund gepflegte "Denkmal" im Imster Putzenwald sorgt für Diskussionen.

Foto: Heltschl/Wohlfarter

Die Symbolik ruft KritikerInnen auf den Plan.

Foto: Heltschl/Wohlfarter

Imst – Schon die Optik ist befremdlich: Landser-Stahlhelm und stilisiertes Eisernes Kreuz sollen an "drei wehrlose Soldaten" erinnern, die an ebendieser Stelle im Putzenwald bei Imst elf Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erschossen worden seien. Umzäunt und mit Blumenschmuck versehen, macht die "Gedenkstätte" einen sehr gepflegten Eindruck. Dafür zeichnet der Kameradschaftsbund verantwortlich. Doch die Art der Erinnerungskultur, die hier seit Jahrzehnten auf Gemeindegrund gepflegt wird, sorgt nun für Kritik.

Wie der Tiroler Blogger Markus Wilhelm und die "Tiroler Tageszeitung" berichten, hatten die Barbara Heltschl und Andreas Wohlfahrter aus Imst ein Zusatzschild an dem Denkmal angebracht, das auf die wahren Hintergründe hinweisen soll. Denn die drei Soldaten, an die hier erinnert wird, waren langjährige Mitglieder der berüchtigten Waffen-SS und Totenkopf-Infanterie-Einheit des nationalsozialistischen Regimes. Sie bekleideten die Ränge Unterschar- sowie Rottenführer. Das belegen Recherchen der beiden im Bundesarchiv Berlin. Das rechtfertige nicht ihre Tötung ohne Prozess, sei aber wichtig in dem Kontext, so die Erläuterung. Denn es gelte, der Opfer des NS-Regimes zu gedenken, nicht der Täter. Die Gräber der drei Soldaten, denen das Denkmal gewidmet ist, befinden sich am Soldatenfriedhof Pflach bei Reutte.

Kritische Zusatztafeln wurden heruntergerissen

Doch die Zusatztafel, die darauf hinweisen sollte, dass es sich bei den drei von US-amerikanischen Soldaten Hingerichteten um SS-Mitglieder gehandelt hat, wurde alsbald heruntergerissen und im Wald entsorgt, wie Wilhelm berichtet. Zugleich forderte der Blogger den Imster Bürgermeister und VP-Landtagsabgeordneten Stefan Weirather auf, das Denkmal zu entfernen oder "korrekterweise auch deren Firmenlogo auf dem Stahlhelm" anzubringen – gemeint ist damit das SS-Zeichen.

Weirather gab sich auf Anfrage der "Tiroler Tageszeitung" zum Thema zurückhaltend und kündigte an, "die Sache an den zuständigen Ausschuss" weiterzuleiten. Die Gemeinde Imst stand zuletzt bereits wegen ihres Umgangs mit der NS-Vergangenheit in der Kritik, weil erst nach monatelangen Diskussionen und Recherchen von Wilhelm die nach dem Kriegstreiber, Judenhasser und Nationalsozialisten Jakob Kopp, der als "Heimatdichter" verklärt wurde, benannte Straße zur "Bergstraße" umgetauft wurde.

Die Initiatoren der Zusatztafel wollen, dass in Imst "endlich Erinnerungszeichen für die Opfer des NS-Regimes errichtet werden", erklärt Heltschl. Dazu habe man eine eigene Gruppe gegründet, "die sich verstärkt dafür einsetzen will, dem Vergessen und Verdrängen der NS-Verbrechen auch angesichts der immer stärker werdenden Rechten entgegenzuwirken". (ars, 9.7.2021)